Xetra-Gold Auslieferung kann platzen?

Warum Sie gut überlegen sollten ob Sie Papiergold kaufen-

Die seit Jahren beworbene Alternative zum physischen Besitz von Gold, die Xetra-Gold Auslieferung, ist offenbar gescheitert.

Aus verschiedenen Quellen (u.A. Zero Hedge, Börse.ARD) wird auf eine Recherche von Godmode-Trader Bezug genommen, nach der es gar nicht so einfach ist, sich das Xetra-Gold tatsächlich physisch ausliefern zu lassen. Die Deutsche Bank hat wohl die letzten Anträge auf eine physische Lieferung abgelehnt. Dies war aber eigentlich der Vorteil gegenüber dem tatsächlichen physischen Handel mit Gold: ein verbrieftes Recht, sich einen bestimmten Wert an Gold physisch liefern zu lassen – so einfach zu handeln wie eine Aktie, aber so sicher wie der physische Besitz und inklusive des Steuervorteils von physischem Besitz.

Wahrscheinlich stellten Banken das fest, was uns aus der Branche schon lange bekannt ist: es ist recht teuer, Gold herzustellen, in eine ansprechende Form zu bringen, zu transportieren und zu lagern. Man macht da keine großen Gewinne.

Das nun gerade die Deutsche Bank sich weigert, das Xetra-Gold wie vereinbart zu liefern, ist ein besonderer Nachrichtenwert, da dieses Geldinstitut der emissionsbegleitende Partner des Wertpapiers ist. Die Deutsche Bank hat Xetra-Gold erst bekannt gemacht. Gold-Anleger, die auf das Anleihepapier Xetra-Gold vertrauten, müssen sich jetzt andere Banken suchen, wenn sie ihr Recht auf physische Lieferung wahrnehmen wollen. Die Werbeaussage „Wenn Gold, dann Xetra-Gold“ wurde ad absurdum geführt. Jetzt muss es wohl heissen: „Wenn Xetra-Gold, dann nur Papier“. Jede Geschäftsbank sollte nicht nur das Wertpapier-Depot des Kunden aufnehmen, sondern auch in der Lage sein, das Xetra-Gold auszuliefern. Den Rat der Herausgeberin des Papiers, dafür eine Volks- und Raiffeisenbank zu nehmen, können wir nicht nachvollziehen. Denn nach unserer Geschäftserfahrung ist es ganz und gar nicht so, dass jede Volks- und Raiffeisenbank im Land dazu in der Lage oder auch nur Willens ist. Praktisch bedeutet dies auf jeden Fall erhöhte Depot-Gebühren und andere Kosten, die niemand für den Anleger von Xetra-Gold übernehmen will.

Die Deutsche Börse Commodities GmbH teilte mit, dass man das Papier ja einfach an der Börse wieder verkaufen könne, um sich mit dem Erlös dann richtige Goldbarren oder Goldmünzen zu kaufen. Dafür war das Papier aber nicht gedacht. Das hätte man auch ohne den Umweg über das Xetra-Gold Anleihepapier machen können. Immerhin arbeitet die Deutsche Börse Commodities GmbH offenbar an einer eigenen Möglichkeit, Gold ausliefern zu können. Diese Möglichkeit ist aber nicht im Anlegerprospekt enthalten und deshalb rechtlich nicht schnell umzusetzen.

Das Anleihepapier ist seit 2007 verfügbar, es wurde nach Auskunft der Ausgabefirma bisher nur 900x die Möglichkeit der physischen Lieferung genutzt. Dabei wurde jedoch die aus unserer Sicht beträchtliche Menge von 4,5 to an Gold geliefert. Aber es scheint zukünftig nicht mehr so einfach zu sein, denn wie wir sehen, die Xetra-Gold Auslieferung kann auch platzen.

Xetra Gold Auslieferung kann platzen?
Goldbarren bei Valcambi, fotografiert von Fotograf Heino Heimann, chrome-camera.com – copyright –

 

Nach unserer Meinung gefragt, ist es sowieso nur sinnvoll, Xetra-Gold zu besitzen, wenn man es auch direkt an der Börse handeln will. Wer physisches Gold als Anlagewert und für die eigene Vorsorge beschaffen will, entdeckt in den Lieferkonditionen von Xetra-Gold sehr hohe Kosten, die ein Vielfaches der Aufschläge beim physischen Edelmetall-Handel darstellen. Als Beispiel seien hier nur die voraussichtlichen Kostenschätzungen für die Lieferung von 1x 1kg Barren in Gold oder 10x 100g Barren = 1kg in Gold genannt: Ohne die unbekannten Kosten der eigenen Hausbank für die Abwicklung dieser Lieferung weist die Emittentin Kosten von 275,00 bzw. 625,00 Euro aus. Diese wären im physischen Kauf auf einen Betrag auf ca. 50,00 bzw. ca. 180,00 Euro geschrumpft. Das Papier selbst wird günstig gehandelt: es liegt wenige Cent über dem Spot-Preis von Feingold. Die übliche Abgabe-Spanne für physisch-gehandeltes Feingold liegt in Deutschland bei ca. 1-2% über dem Spot, zuzüglich Formkosten für die Barrenherstellung, wie oben genannt. So teuer ist der physische Handel also nicht, wie es immer von Papier-Goldanlegern suggeriert wird.

Interessant wird auch, ob sich durch diese Problematik das ursprüngliche Urteil des Bundesfinanzhofes ändern wird, Xetra-Gold ebenso wie phyisches Gold zu behandeln. Dieses erfolgte nämlich 2015, als der BFH noch davon ausging, dass Xetra-Gold ausschließlich eine Sachleistung betrifft, eben die physische Lieferung von Gold. Jetzt ist es quasi eine Kapitalforderung, zu der es die Deutsche Börse Commodities GmbH mit seinen Problemen zur physischen Lieferung gemacht hat. Das war nicht das Verständnis des BFH, als es zur steuerlichen Behandlung Stellung nahm. Nur das Besitz- und Lieferrecht auf physisches Gold sollte steuerlich begünstigt werden. Somit müssten zukünftig die Kapitalgeschäfte mit Xetra-Gold wieder der Abgeltungssteuer unterliegen.

Xetra-Gold Auslieferung kann platzen?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert