Hierfür gibt es leider keine einfachen und schnellen Antworten. Es gibt Münzen, die nur zur Geldanlage geprägt wurden und deren Wert sich daher ausschliesslich über den Edelmetallgehalt bestimmen lässt. Das ist die einfachste und häufigste Form der Wertbestimmung bestimmter Edelmetallmünzen.
Die meisten Münzen wurden jedoch zum Zahlungsverkehr ihrer Zeit gefertigt. Es sind die sogenannten Umlaufmünzen. Folgende Parameter helfen eine Münze zu erkennen und dann gezielt danach zu suchen. Zu ermitteln ist erst einmal das Prägejahr, die Prägestätte, das Material, die Normmaße, wie das Gewicht, der Durchmesser, der Nennwert, das Herkunftsland und die Auflage der Münze.
Sofern die Daten nicht aus bekannten Quellen abrufbar sind, ist das eine Aufgabe für sich. Besonders schwierig kann es bei alten Sammlermünzen werden, wenn nicht mehr alle Details der Münze sichtbar sind. Man muss sich dann quasi auf Spurensuche begeben, um herauszufinden, was für ein Stück man da vor sich hat. Sind die Daten klar, kann man sich an die Wertbestimmung machen.
Unterschiede in der Werterhaltung
Wenn man alle Informationen zum Münztyp beisammen hat, kommt die Bestimmung der Münzqualität an die Reihe. Wer keine Adleraugen besitzt, sollte eine hierfür geeignete gute Lupe mit gutem Schliff und entsprechender Vergrösserung verwenden.
Nun macht man sich daran, seinen Münzschatz ganz genau zu betrachten.
- Ist das Motiv sichtbar?
- Ist die Umschrift in allen Details gut zu lesen?
- Ist der Rand der Münze rund oder unregelmäßig?
- Gibt es Randschäden oder Kratzer?
- Wie ist besonders bei sehr alten Münzen der Korrosionsstatus? Eine alte Sammlermünze, die durch gutgemeintes Putzen und Beseitigung der eigentlich zu ihr gehörenden Korrosion „verschönert“ wird, kann hierdurch durchaus ihren Wert nahezu verlieren.
- Welche Details fehlen?
- Kann es sein, dass es sich um eine Fälschung oder auch um eine offizielle Nachprägung handelt?
- Wie viele unterschiedliche Versionen dieser Münze gab es in der Prägezeit?
Hier merkt man schon, dass es nicht so einfach ist, den Wert einer Münze ohne Einbeziehung dieser Fakten und ohne entsprechende Fachkenntnis zu ermitteln.
Der 6 Gröscher 1773 Fridericus Borussorum

Nehmen wir folgendes Beispiel: Man muss wissen, wo überhaupt der Nennwert steht. Hier versteckt er sich auf dem Revers als römische Ziffer, zweigeteilt, beidseitig des Motivs. Hat man die Zahl „VI“ als Nennwert identifiziert, ist man schon mal einen Schritt weiter, aber was sagt diese Zahl? Ist er der VI. König? Oder war es die VI. Auflage? Oder ist es der Nennwert? Wenn ja, welche Nennwerte gab es überhaupt 1773 in Altdeutschland? Es gab eben nicht nur einen Nennwert, das wäre ja zu schön! Es gab mehrere, damit der Handel von Land zu Land reibungslos ablief. Zu dieser Zeit hatte fast jedes Herzogtum, jeder Landstrich seine eigene Währung. Es gab Kreuzer, Batzen, Taler, Groschen und und und… Also welche Münze hat man hier?
Das verflixte „E“
Hat man endlich herausbekommen, dass es „6 Gröscher“ gab, findet man diese aber nur mit dem Buchstaben „F“. Auf unserer Münze steht aber ein „E“ ? Ist das also eine Fälschung oder eine ganz besondere Münze oder doch kein Gröscher? Numismatische Informationen sind heutzutage aufgrund der digitalen Angebote zu Fachinformationen mit einiger Ausdauer und Geduld fast jedem zugänglich. Das „E“ ist in unserem Fall die Münzstätte und steht in diesem Jahr für „Königsberg-Königreich Preussen“.
Aus welchem Material ist meine Münze?
Auch ein Problem welches den Wert einer Münze beeinflusst. Wenn man nicht wie die Scheideanstalten über aufwendige Analysatoren verfügt, kann man sich nur auf die Beschreibungen verlassen. Je nach Herkunftsland gibt es u.U. viele unterschiedliche Versionen der Münzlegierung. (Inkonsistente Feingehalte) Sie können auch sogar innerhalb eines Prägejahrs wechseln. Es gibt Silber-Kupfer Legierungen, Nickel-Messing Legierungen, Aluminium-Bronze Legierungen u.v.m. Selbst wenn Sie wissen, dass es Silber-Kupfer ist, wie hoch ist der Silberanteil? Sie können z.B. bei der Norddeutschen Edelmetall Scheideanstalt bei Hamburg Ihre Münze begutachten lassen. Hier verfügt man nicht nur über eine weitgefasste Kenntnis zu allen edelmetallhaltigen Münzen, sondern gleichzeitig auch über spezielle, vornehmlich auch in der Kriminaltechnik eingesetzte Analysetechniken zur Metallanalytik. Damit konnte man bei dieser Münze feststellen, dass sie aus der damals verwendeten Legierung von 60/40 Kupfer-Silber-Legierung besteht. Ein wichtiger Hinweis zur Echtheitsbeurteilung der Münze!
Münzen sind eben ein komplizierter, aber darum auch oft ein spannender Spezialbereich der Edelmetalle.