Am Sonntag entscheidet die Schweiz über die Vollgeld-Initiative. Das Finanzsystem soll revolutioniert werden. Die Geldschöpfung aus dem Nichts soll beendet werden. Doch für eine Geld-Revolution ist die Schweiz wohl eine der unpassendsten Nationen überhaupt. 

Fiat-Geld adé?

„Würden die Menschen unser Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen Früh“. Dieses Zitat von Henry Ford wird zurzeit in sehr vielen Artikeln über die Schweizer Vollgeld-Initiative verwendet. Und über diese Revolution geht es am Sonntag. Dank der direkten Demokratie entscheidet das Schweizer Volk direkt mit. Zuletzt über den Rundfunkbeitrag oder in der Flüchtlingsthematik. Nun entscheidet die Volksbestimmung darüber ab, ob es den Schweizer Banken weiterhin erlaubt sein soll, Geld aus dem Nichts – sogenanntes Fiat-Geld – zu schöpfen.

Zentralbank soll übernehmen

Die Vollgeld-initiative bemängelt, dass 90 Prozent des Geldwertes nicht mit echten Geld gedeckt ist. Das soll sich nun ändern. Die Geldschöpfung soll nur noch durch die Schweizer Notenbank (SNB) erlaubt sein. Die privaten Banken sollen in Zukunft mit Geld arbeiten, welches bei der SNB hinterlegt ist. So sollen Krisen, Blasen und Bank-Runs vermieden werden. „Sie wären in diesem System die Verwahrer von Notenbankgeld und könnten nur dann Kredite vergeben, wenn die Sparer zuvor der Bank einen Kredit geben – und zwar explizit, nicht nur dadurch, dass sie ihr Geld auf dem Girokonto stehen lassen“, erläutert der Ökonom Daniel Stelter gegenüber dem managermagazin.

Vollgeld-Initiative im falschen Land!?

Für Banken ein Horrorszenario und so sind die Auswirkungen in den Medien sehr negativ dargestellt. Wie es sich wirklich auswirken würde und ob der Kunde überhaupt was merkt, kann nicht vorhergesehen werden. Leidtragend wären nur die Banken. Doch kann es überhaupt zum Ende vom Fiat-Geld kommen? Kann es in einem der reichsten Länder überhaupt zu einer Geld-Revolution kommen? Möchten die Schweizer, denen es finanziell gut geht, überhaupt was ändern? Die Antwort wird vermutlich mit „nein“ ausgehen. Prognosen erwarten ein Scheitern der Vollgeld-initiative.

Kein Wunder. Für eine Revolution muss es Revoluzzer geben. Zwar schreiten die Initiatoren gewillt und überzeugt voran, doch das Volk zieht nicht besonders stark mit. Gäbe es die Vollgeld-Initiative in Venezuela, würde das Volk, sofern es wählen dürfte, wohl sofort mitziehen und mit einem deutlichen Ja stimmen. Die Idee vom Ende des ungedeckten Papiergeldsystems ist gut und nötig. Die globalen Schulden steigen sekündlich auf irrwitzige Summen an, die niemals getilgt werden können. Doch die Schweiz ist nicht die richtige Plattform, um eine Umsetzung zu erwarten. Die Währung ist sicher und stabil. Dem Schweizer Volk geht es nicht schlecht genug, um das Ausmaß der Geldschöpfung aus dem Nichts zu erkennen und den Schweizer Bankiers zu gut, um am System zu rütteln.

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