Heute startet das polarisierende Projekt der Vergoldung der Veddel unter Führung von Boran Burchhardt. Der Aktionskünstler plant die Hausfassade der Veddeler Brückenstraße 152 mit Blattgold zu verzieren. Freude auf einer Seite, herbe Kritik auf Anderer.
Vergoldung der Veddel steht in der Kritik
Als größter Widersacher des Goldprojekts gilt SPD-Bezirksabgeordnete und Veddel-Bewohner Klaus Lübke. Lange Zeit hat dieser versucht die Vergoldung der Veddel zu verhindern. Auch wenn die Veddel nicht gerade beliebt ist und mehr für das Quartier gemacht werden müsste, hält er das Projekt für Geldverschwendung.
Mit 85.621,90 Euro fördert die Kulturbehörde das Gold-Projekt. Boran Burchhardt nutzt 23,5 Karat Doppelrollen-Gold für die etwa 300 Quadratmeter große Fassade. 25 Jahre soll die Gold-Fassade halten. Der von der Immobiliengesellschaft SAGA-GWG für zwei Jahre zum „Quartierskünstler“ ernannte Burchhardt sieht in seiner Aktion einen Dienst für die unterprivilegierte Veddel, die dadurch ihr Ghetto-Image verlieren soll. Im Gespräch mit der Hamburger Morgenpost kritisierte Lübke zudem, dass die Einwohner nicht um ihr Einverständnis gefragt worden sind. Burchhardt entgegnete, dass dies durch eine verfrühte inoffizielle Bekanntgabe des Projekts nicht mehr möglich gewesen sei. „Es war selbstverständlich geplant, die Bewohner einzubeziehen. Aber es gab ein Leck in der Kunstkommission der Kulturbehörde. Jemand hat die Aktion viel früher öffentlich gemacht, als vorgesehen war – und so unsere Pläne durchkreuzt“, so Burchhardt zur MoPo.
„grotesk'“ und „provokativ“
SPD-Bezirksamtsleiter Falko Droßmann nennt die Aktion „grotesk“. Vom Steuerzahlerbund erntet das Projekt scharfe Antipathie. Sabine Glawe, haushaltspolitische Sprecherin des Bundes der Steuerzahler Hamburg e.V.: „Weltweit gilt Gold als das Symbol für Reichtum schlechthin. Und in Hamburg haben wir anscheinend nichts besseres zu tun, als diesen Reichtum an eine Hauswand zu kleben. Eine aus Steuergeldern finanzierte vergoldete Hauswand wäre in Kunst gegossener Hohn gegenüber den hilfsbedürftigen Menschen dieser Stadt“. Und auch selbst aus der Kunstkommission erhob sich die (anonyme) Kritik. Es sei „keine Kunst, sondern reine Provokation“. Sein Ziel „die Aufmerksamkeit auf die Veddel zu lenken, hat bereits funktioniert“, so Burchhardts zufriedenes Fazit.
Das umstrittene Projekt soll heute Vormittag starten. Aus der Klinkerfassade soll innerhalb maximal zwei Monaten ein strahlendes Statement werden. Unterstützung bei der Vergoldung der Veddel erhält Burchhardt von seinem Künstlerfreund Alexander Gold. Größte Unterstützung erhofft sich Burchhardt aber vom Wetter. Damit das Blattgold hält muss es trocken sein. Schwierig in Hamburg.
Burchhardt kein Unbekannter
In Hamburg sind Burchhardts Aktionen nicht unbekannt. In St. Georg ließ er 2009 beide 20 Meter hohen Stahl-Minarett der Centrum-Moschee abschrauben und mit grünen und weißen Sechsecken bemalen.
Neben der Vergoldung der Veddel arbeitet Burchhardt mit der Universitätsmedizin Göttingen an „aidminutes“. Die Software soll es Flüchtlingen ermöglichen ihre Beschwerden in ihrer Landessprache mitteilen zu können und somit die Kommunikation zwischen Arzt und Patient zu verbessern.