Die St. Gaudens 20 US-Dollar Goldmünze mit dem Adler und der Liberty Prägung war extremes Opfer von Fälschungen, die während der Zeit des Bretton-Woods-Abkommens hergestellt wurden. Es ist für diese Münze noch schlimmer gelaufen als die bekannten Schmidt-Hausmann-Fälschungen der deutschen Reichsmark-Goldmünze. Aufgrund des geringen, seinerzeit auch festgelegten Dollar-Umtauschkurses für Gold hat es sich gelohnt, die Fertigungs- und Handelskosten als Fälschungs-Gewinn mitzunehmen. Seinerzeit war der Metallwert so gering, dass der Münzaufschlag ca. 50% des Münzwertes ausmachte. Eine 20-Reichsmark-Münze hat damals einen Goldwert von ca. 25-35 D-Mark ausgemacht und die Banken verlangten bei der Ausgabe ca. 65-75 D-Mark. Angesichts dieser Preise versteht der geneigte Leser von heute schlagartig das Wort Geldentwertung…
Fälschungen kommen selbstverständlich vor
Durch die Vielzahl der Fälschungen kamen die Banken im Falle der goldenen Reichsmark gar nicht mehr hinterher mit dem Prüfen und haben dann ob der schieren Masse einfach die gefälschten Münzen ebenso in den An- und Verkauf hereingenommen, wie die historischen Originale. Das passt auch, wir haben äussert selten eine Reichsmark, bei der der Goldgehalt oder das Goldgewicht nicht stimmt. Heute kam wieder eine herein mit 60% Goldgehalt. Aber üblicherweise haben die Reichsmark-Goldmünzen-Fälschungen nur keinen historischen, aber immerhin ihren Goldwert.
Gegenüberstellung einer echten St. Gaudens 20 USD Goldmünze mit der Fälschung
Bei den eingelieferten St. Gaudens Goldmünzen kann man viele Unterschiede im Münzbild zu einem echten Stück erkennen. Wir haben sie auf den beistehenden Bildern markiert, links echt, rechts Fälschung. Im Wesentlichen sind es falsche Abstände beim Strahlenkranz (1), falsche Laufweiten der Schriften (2), schwache Prägungen insbesondere der Schrift (3).

Die Revers-Seite zeigt die Liberty mit ihrem Zweig, die bei der Fälschung (dieses Mal links, rechts die echte Münze) sehr flach wirkt. Das Gebäude und rechts die Sterne daneben sind sehr ungenau und geradezu verwaschen in der Struktur (1). Die Blätter sind in der Fälschung kaum zu erkennen (2). Der Zweig der Fälschung hat fast kein Relief (3). Alles an der Fälschung ist ungenau geprägt.

Die Gewichtsdifferenz ist jedoch das allererste, was einem auffallen sollte. Alle Münzen waren zu leicht.
Es kommt auf die Handhabung an
Bei der 20 US-Dollar St. Gaudens muss es zunächst ähnlich wie bei den Reichsgoldmünzen gelaufen sein. Heute jedoch beginnt bei der Abgabe einer solchen Münze ein wahrer Spießrutenlauf für den Kunden, wenn er sich nicht an erfahrene Edelmetall-Fachleute wendet. Die Banken verlassen sich nicht mehr auf eigene Prüfungen, sondern involvieren die KriPo und dann nachfolgend die Staatsanwaltschaft sowie Sachverständige für Münzen. Da wir gerade wieder eine Lieferung dieser Fälschungen verarbeiten, können wir nachstehend mitteilen, wie es für diesen Kunden gelaufen ist.
Er hat, wie es üblich ist, seiner Bank vertraut und die Münzen dort eingereicht. Es wurde ihm bei der Abgabe mitgeteilt, dass die Münzen geprüft und dann nach Prüfung gutgeschrieben würden.
Allerdings wurde ihm nicht gesagt, wie lange diese Prüfung dauern sollte: Sie dauerte in seinem Fall 2 Jahre!
Die Münzen waren sämtlichst gefälscht, ein Umstand, der bei uns im Hause bereits beim Nachwiegen der Einzelstücke auffiel, während der Kunde bei uns war. Dies führte zum immer noch hohen Ankaufskurs für Schmelzgüter bei der Abrechnung. Die Echtheitsprüfung wird hier im Edelmetallwerk quasi nebenbei erledigt – ohne großen Zeitverzug und ohne zusätzliche Gebühren für Prüfung, Lagerung, Transport, etc. Das Abenteuer bei der Bank hat den Kunden erhebliche Mehrkosten beschert, abgesehen von dem drohenden Verlust der Münzen. Die Münzen wurden mit einem rechteckigen Stempel „COPY“ markiert. Dies dient der Gefahrenabwendung und wir verfahren ähnlich beim sogenannten Autobahngold, ebenso wie die Polizei bei Kontrollen. Diese Markierung bzw. das Entfernen von Echtheitsmerkmalen wie Punzierungen auf Fälschungen muss vom Kunden akzeptiert werden.
Andere Probleme gibt es beim Verkauf auch hin und wieder
Uns verblüfft die Handhabung von physischem Edelmetallanlage-Gut immer wieder. Es ist schwierig und teuer, Goldbarren oder Münzen bei Banken einzutauschen, die keinen Edelmetall-Verkehr in ihrer Filiale vorhalten. Dies ist heutzutage bei fast allen Filial-Banken der Fall. Der Prüfungszeitraum ist dann üblicherweise für unsere Verhältnisse schon arg lang, nämlich 1-2 Wochen. Erst dann sind die Goldstücke bei einer zentralen Stelle der Bank per versichertem Transport angekommen, geprüft und können gutgeschrieben werden. Oft wird dann auch erst der Kurs festgelegt. Die Gebühren machen häufig einen unvorhergesehen Kostenfaktor aus und werden dann vom Konto eingezogen. So kommt es, dass der Verkauf von Goldmünzen doch mit erheblichen Abschlägen stattfinden muss, obwohl einem Kunden anderes versprochen wurde beim Kauf.
Neulich hatten wir z.B. einen Kunden, der 10x 1-kg-Goldbarren verkaufen wollte, und innerhalb von Hamburg bei den großen Edelmetallhändlern, namentlich Pro Aurum, Degussa Goldhandel, HASPA, etc. herumgeschickt wurde, weil man lieber verkauft, als größere Mengen auch wieder anzukaufen. Auch hier konnten wir unbürokratisch weiterhelfen, sind aber aufgrund unseres geringeren Werbeeinsatzes vielleicht nicht die erste Anlaufstelle für solche Kunden.
Update 2019: Nachstehend weitere Fotos von einem St. Gaudens Golddollar, der als Fälschung vom LKA Kiel entlarvt wurde. Auch dieser Kunde hatte versucht, das Goldstück bei einer Bank einzureichen. Da die Fälschungen so häufig sind, wird aber fast jede Bankeinlieferung solcher Münzen beim LKA oder BKA geprüft. Geben Sie solche Münzen der Einfachheit halber doch besser zum Edelmetallhändler zum Ankauf. Dort kann eine mögliche Fälschung ebenso festgestellt werden, aber Sie sind nicht mit den Anwürfen für den Handel bzw. die Inverkehrbringung von Fälschungen konfrontiert und haben auch schneller Ihr Bargeld auf dem Konto.



