Gold statt Dollar. Seit Monaten beziehungsweise Jahren ist zu sehen, dass die beiden Großmächte Russland und China ihre Goldreserven aufstocken. Gleichzeitig werden immer wieder die amerikanische Währungsdevisen auf den Markt geworfen. Beide wollen sich von der Weltleitwährung des US-Dollars lösen. Ein Schema, dem seit einiger Zeit auch die Türkei folgt.
Dollar als Leitwährung bedroht
Russlands Goldreserven wachsen stetig. Die Bestände sind so hoch wie seit Beginn der 90er nicht mehr. Ganz offensichtlich will sich Präsident Putin wirtschaftlich von den USA und Europa loseisen. Die Strategie fährt der Kreml schon seit dem Ende der George W. Bush-Regierung, doch seit dem Krieg um die Krim stiegen die Zukäufe noch höher an. Auch erschien nun die Meldung, dass Russland über die Akzeptanz einer Kryptowährung nachdenkt. Und auch wenn Chinas offizielle Zahlen der nationalen Bestände seit geraumer Zeiten gleich bleibend sind, gibt es genug Belege und Hinweise für Einfuhren aus der Schweiz über Hongkong. Auch die Türkei geht den gleichen Weg. Seit Monaten wachsen die Einfuhren und erreichen Werte, die es lange Zeit nicht gegeben hat. Der Dollar als internationale Währungsreserve steckt mächtig in der Krise. Der Devise Gold statt Dollar könnten weitere Nationen folgen.
Warum sehen die Regierungen in Gold eine Überlegenheit gegenüber dem Dollar? Die Antwort ist pragmatisch. Gold wirft zwar keine Zinsen ab, ist aber gegen Kursschwankungen auf Devisenmärkten abgesichert. In Zeiten geopolitischer Spannungen und Befürchtungen vor neuen Finanzkrisen scheint der Goldankauf auf mancher Regierungsebene eine bessere Absicherung zu sein als das Horten des Dollars oder Staatsanleihen.
Der amerikanische Ökonom James Rickards äußerte sich zu Putins Strategie gegenüber der „Welt“ mit den Worten, dass „Putin Gold kauft, weil er damit rechnet, dass langfristig das Vertrauen in den Dollar schwindet oder aber der Dollar als Waffe gegen Russland benutzt wird. Jedoch meint Rickards, dass Putin nicht nur Vorsorge betreibt. „Putin ist unemotional. Ihm geht es im Verhältnis mit Trump einfach um Macht und um seine Interessen und jene des Landes“, so Rickards weiter.
Russland will Souveränität
Russlands Wirtschaft steckt seit geraumer Zeit tief in der Krise. Obwohl die Inflationsrate mit 5,6 Prozent die Geringste seit dem Niedergang der Sowjetunion ist, ging die reale Kaufkraft im Januar um sechs Prozent zurück. Dies liegt aber auch am stetig schrumpfenden Realeinkommen. Zudem soll die Krim seit der Annexion sieben Millionen Euro täglich aus der Staatskasse verschlingen.
Dennoch erwartet der Kreml ein Wirtschaftswachstum von 1,5 bis zwei Prozent. Dagegen stehen jedoch die Sanktionen aus dem Westen, die die russische Bevölkerung mit Preiserhöhungen auf westliche Importe ausbaden muss. Auch ein möglicher Beweggrund für Putin auf US-Dollar gänzlich zu verzichten. Für China läge ein Grund im drohenden Handelskrieg und der Stärkung der eigenen Währung.
Chinas Bestände wachsen unaufhörlich
Auch aus Peking werden massenweise US-Staatsanleihen auf den Markt geworfen und Gold eingekauft. Allein die Zukäufe über Hongkong sollen um 50 Prozent gestiegen sein. 2017 hat China den größten Goldbestand seiner Geschichte angehäuft. 2014 bis 2017 sollen Chinas Reserven um fast 800 Tonnen gewachsen sein. Während die großen Bestände der USA, Deutschland oder Italien seit Jahren nahezu stagnieren, steigen die Reserven Russlands und Chinas. Auch die Türkei verfolgt die gleiche Strategie.
Während Russlands Reserven bei 1.687,3 Tonnen liegen, stehen Chinas Goldbestände schon bei 1.842,6 Tonnen. Die Türkei hält bereits 436 Tonnen und hatte zuletzt im vergangenen Monat die höchste Einfuhr von Gold in einem Monat seit 2008. Dennoch liegen China und Russland bezüglich ihrer Goldreserven noch weit hinter den großen westlichen Industriestaaten. Die Frage ist wie lange noch.
Staatsanleihen werden auf den Markt geworfen
2016 haben Russland und China US-Staatsleihen im Wert von 267 Milliarden US-Dollar verkauft. Bei 20.000 Milliarden Dollar Staatsverschuldung schon eine Hausnummer. Auch wenn die Anleihen z.B. von Irland oder Japan aufgekauft werden, ist es eine deutliche Richtung, in die beide Länder steuern. Zudem sieht man den Petrodollar in Gefahr vom Yuan abgelöst zu werden. Dies wäre ein weiterer Schlag gegen den US-Dollar als globale Währungsreserve. China hat sowieso schon immer betont, dass es falsch sei, sich nur auf den US-Dollar als globale Leitwährung zu verlassen. Während der Boom-Zeiten ausgelöste Massenexporte führten dazu, dass China Unmengen von US-Devisen angehäuft hat und diese wieder loswerden möchte.
Neben der möglichen „Rache“ an den Sanktionen für Russland und der Gefahr eines Handelskrieges für China gibt es für beide Länder aber auch einen womöglich rein logischen Grund seinen Fokus auf Gold zu setzen: Beide sind Goldproduzenten. China die weltweite Nr. 1 und Russland Nr.3. Gold statt Dollar. So wie die USA die Öl-Staaten mit dem Petrodollar dazu drängten ihre Währung entgegen zunehmen, kann China Gold nur gegen Yuan und Russland gegen Rubel verkaufen. Hinzu kommt, dass Russland für seine Exporte bereits Yuan annimmt und in China einen wachsenden Handelspartner hat. Die eingenommenen Yuan werden in der chinesischen Filiale der russischen Zentralbank in Peking wieder ausgegeben. Neben der wirtschaftlichen Absicherung bietet die Abkehr vom Dollar also auch eine politische. Beide Länder wollen souveräner auftreten. Mit der Verrechnung in Yuan und einem goldgedeckten Rubel (Russland exportiert Gold und Gas nach China) könnte dies tatsächlich möglich sein.
US-Staaten für Gold statt Dollar
Gold statt Dollar schreiben sich seit einigen Jahren auch immer mehr Bundesstaaten Amerikas auf die Fahne, die Gold wieder als offizielles Zahlungsmittel eingeführt haben oder in der Planung stecken. Auch hier sind die Gründe nachvollziehbar. Gold hat sich seit 1913 um beachtliche 95 Prozent abgewertet. Die amerikanischen Bürger sorgen sich um ihre Ersparnisse, da die Inflation diese stückweise mindert. Außerdem würde man dem unkontrollierten Dollardruckens seitens der Fed Paroli bieten. Zuletzt hat Arizona zugestimmt, Gold als offizielles Zahlungsmittel wieder zu erlauben. Gold statt Dollar heißt es zudem bereits im Bundesstaat Utah. Weitere wie Montana oder Colorado wollen folgen.