Die türkischen Goldimporte haben ein weiteres Mal ihren eigenen Rekord gebrochen – Goldeinfuhren steigen um das Sechsfache.
Türkische Goldimporte auf höchstem Stand
Wie türkische Medien berufend auf die Börse Istanbul vermelden, sind die türkischen Goldimporte im September erneut angestiegen. Während man im August 23,5 Tonnen importierte, lag die Goldmenge im September bei 28,5 Tonnen. Eine starke Goldnachfrage also. Betrachtet man jedoch den Vergleich zum Vorjahr, werden die immensen Zahlen konkreter. Im September 2016 lagen die türkischen Goldimporte bei „nur“ 7,1 Tonnen. Noch beeindruckender ist die Jahresmenge der Edelmetalleinfuhr. Seit Januar kaufte die Türkei 289,71 Tonnen Gold ein. In den ersten neun Monaten von 2016 waren es noch 43,37 Tonnen. Das entspricht einer Steigerung von 668 Prozent gegenüber dem Zeitraum vom Vorjahr – Rekord. Zumindest seit 1996. Für den Zeitraum davor sind keine offiziellen Zahlen über die Goldimporte zugänglich.
Woher kommt die Goldnachfrage?
Die türkische Bevölkerung mag in einiger politischer Hinsicht von der Regierung gespalten sein, doch vertritt Bevölkerung und Regierung eine gemeinsame Ansicht: Gold ist die Krisenwährung und ein gutes Investment. Die türkische Regierung steigert ihre Goldreserven und so tut es auch die Bevölkerung.
Laut World Gold Council stockte die Türkei ihre Goldbestände im September um 6,1 Tonnen auf insgesamt 489 Tonnen auf. Die Menge ändert sich monatlich, doch die Richtung nach oben bleibt. In Kürze dürften die offiziellen Goldreserven der Europäischen Zentralbank übertroffen werden. Richtet sich die Türkei, ähnlich wie Russland und China, auf einen möglichen neuen Goldstandard ein? Bereits 2012 während der Sanktionen gegenüber dem Iran, hatte man Erdgas-Lieferungen aus dem Iran mit Gold gezahlt. Trotz jahrelanger Eiszeit. Und mit verheerenden Folgen für einige Beteiligte und die politische Beziehung zwischen den USA und der Türkei. Heute wurde (als Folge?) bekannt, dass beide Länder die gegenseitige Visa-Erteilung ausgesetzt haben.
Die türkische Bevölkerung deckt sich hingegen bereits seit Jahrhunderten mit Gold ein. Gold ist in der türkischen Bevölkerung ebenso Kulturgut wie Spareinlage. Nicht erst seit Präsident Recep Tayyip Erdoğan im Dezember 2016 ausgerufen hatte, Gold statt Dollar zu kaufen. Ob deswegen oder eher aufgrund der angespannten Situation in der Türkei: Die Bevölkerung kaufte wieder vermehrt Gold und tut es weiterhin.
Davon will der Staat natürlich profitieren und möchte das neue Gold sowie das traditionelle „Gold unter der Matratze“ wieder in den Kreislauf der Wirtschaft leiten. Das soll mal wieder mit vermeintlich vorteilhaften Finanzprodukten funktionieren. Das türkische Finanzministerium wird zwei Arten von Anleihen ausgeben, um 2.200 Tonnen „Unter der Matratze“-Gold in die heimische Wirtschaft zu locken. Das unter dem Volk gesparte Gold soll einen Marktwert von rund 300 Milliarden türkischen Liras haben. Ähnliche Versuche aus der Vergangenheit haben jedoch gezeigt, dass die Regierung beim Volk auf Granit beißt, wenn es darum geht ihre sichere Spareinlage gegen spekulative Finanzprodukte einzutauschen.
(Titelbild: CC-BY-SA 3.0)
Kommentare