Nur 20% halten ihre Daten für sicher – Sorge vor Cyberkriminalität steigt

Datenschutz & Cyberkriminalität – Kaum noch ein Nutzer in Deutschland glaubt, dass seine Daten vor Kriminalität und Ausspähung geschützt sind. Das Misstrauen gegenüber dem Staat hat sich (leider?) wieder beruhigt.

Der Berliner Digitalverband Bitkom legte kürzlich zwei neue Studien zum Datenschutz und zur Cyberkriminalität vor. Demnach denkt nur noch jeder fünfte Internetnutzer in Deutschland, dass seine Daten im Internet sicher sind.

Knapp 80% fühlen sich nicht sicher

Von 1.017 Befragten denken 40 Prozent, dass ihre Daten online eher unsicher sind und 38 Prozent gaben an, dass ihre Daten völlig unsicher im Netz sind. In den letzten Jahren stieg die kritische Betrachtung deutlich. Vor sechs Jahren gaben noch 40 Prozent an, dass sie sich mit dem Datenschutz sicher fühlen – heute sind es 22 Prozent.

Grund zum gestiegenen Misstrauen war die Veröffentlichung der Ausspähung seitens der NSA im Sommer 2013. Den Höhepunkt erklomm das Misstrauen schließlich 2014, als nur noch 13 Prozent angaben, dass sie ihre Daten für sicher halten. Somit hat sich mit dem medialen Abklang um den NSA-Skandal zwar auch die subjektive Wahrnehmung korrigiert, jedoch bestätigt die Umfrage auch jene rund 20 Prozent aus dem Vorjahr. Die Auseinandersetzung mit dem persönlichen Datenschutz hat sich manifestiert.

„Fehlendes Vertrauen in digitale Dienste ist ein Innovationshemmnis und führt dazu, dass wir Anwendungen etwa im Bereich E-Government oder im Gesundheitswesen nicht nutzen, obwohl sehr viele Menschen davon profitieren könnten“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Die Verbraucher müssen in die Lage versetzt werden, Möglichkeiten und Risiken der digitalen Welt selbst zu bewerten.“

Email-Account sicher

Hohes Vertrauen unter den Nutzern genießen die Anbieter von Email-Accounts. Hier fühlen sich 49 Prozent der Befragten sicher aufgehoben. Das geringste Vertrauen erhalten soziale Medien (15 Prozent). Der Studie nach vertraut aktuell jeder Dritte (33 Prozent) der aktuellen Wirtschaft sowie staatlichen Stellen beim Umgang mit ihren persönlichen Daten.

Der Anteil ist damit erstmals seit Beginn der NSA-Affäre wieder über 30 Prozent gestiegen. Zugleich ist dies ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr, damals brachte nur rund jeder Vierte (24 Prozent) Staat und Behörden Vertrauen entgegen.

„Staatliche Stellen wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie, das Bundesamt für Verfassungsschutz, aber auch die Landeskriminalämter haben in den vergangenen Jahren viel dafür getan, zu einem verlässlichen Partner von Bürgern und Wirtschaft im Kampf gegen Cyberkriminelle zu werden“, so Berg. „Dieser Weg muss konsequent fortgesetzt werden.“

Imagekampagne wirkt

Überraschend ist der Anstieg beim staatlichen Vertrauen schon. In Zeiten von Bundestrojanern, die Schadsoftware auf private Rechner installieren, die EU im Falle eines Bank Run das Konto sperren möchte oder der Staat dank kreativer neuer Gesetze, wie dem „Steuerumgehungsbekämpfungsgesetz“ jederzeit und ohne Ankündigung auf das private Konto zugreifen kann, sollte gerade der Umgang der Regierung mit den eigenen Daten kritisch beäugt werden.

Doch wie so oft kommen Informationen über neue Gesetze zur Staatsausspähung bei der breiten Masse durch mangelnde mediale Berichterstattung nicht an. Der Staat tut auch viel für sein Image. „Staatliche Stellen wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie, das Bundesamt für Verfassungsschutz, aber auch die Landeskriminalämter, haben in den vergangenen Jahren viel dafür getan, zu einem verlässlichen Partner von Bürgern und Wirtschaft im Kampf gegen Cyberkriminelle zu werden“, so Berg.

Die Branche ist gewappnet. Laut der Studie „IT-Sicherheit und Datenschutz 2017“ von der Nationalen Initiative für Informations- und Internet-Sicherheit e.V. (NIFIS) sehen von hundert befragten  IT- und IT-Security Experten 95 Prozent eine wachsende Sensibilisierung das Jahr 2018. 94 Prozent der Befragten sehen den Schutz vor Hackerangriffen als richtungsweisend. Die Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) wird laut 92 Prozent der Befragten das kommende Jahr 2018 bestimmen.

Auch das Thema Cloud ist, besonders bezüglich immer wiederkehrender Datenhacks, ein wichtiger Aspekt für 2018.  77 Prozent fordern mehr Sicherheit beim Nutzen von Cloud Computing. „Unser heutiges Arbeiten wird durch den gemeinsamen Zugriff auf nur eine Plattform bestimmt. Unser digitaler Arbeitsplatz der Zukunft kann und wird ohne die Cloud nicht funktionieren. Ganz klar, dass eben dieser auch verlässlich sicher sein muss“, erläutert Dr. Thomas Lapp, Vorsitzender der NIFIS.

Cyberkriminalität: Sorge wächst – nur nicht der Durchblick

Die allgemeine Sorge vor der Cyberkriminalität wächst. Im persönlichen Bereich ebenso wie in der Wirtschaft („Wanna Cry“, „Bad Rabbit“). Laut Bitkom macht sich die Mehrheit der Internetnutzer in Deutschland Sorgen um die steigende virtuelle Kriminalität. Aktuell sind 85 Prozent der Meinung, dass die Bedrohung durch Cyberkriminalität immer größer wird. 79 Prozent sagen, dass die Politik mehr Geld in spezielle Polizeieinheiten investieren sollte, die gezielt gegen Internetkriminalität vorgehen.

„Die Polizei muss sich auch im Internet zeigen und dort auf Streife gehen. Strafverfolgung muss im Cyberraum ebenso selbstverständlich sein wie in der analogen Welt“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Jeder Einzelne sollte sich im Netz selbst bestmöglich schützen, aber auch die Behörden sind in der Verantwortung. Es sind viel zu wenige Polizisten online unterwegs und zeigen in Foren oder sozialen Netzwerken Gesicht.“

Natürlich versuchen sich die Befragten selbst zu schützen, soweit es möglich ist. Acht Prozent geben an, dass sich auf ihrem privaten Gerät mindestens ein Sicherheitsprogramm befindet oder sie einen Sicherheitsdienst nutzen. 81 Prozent setzen Virenschutzprogramme ein und 61 Prozent verwenden eine Firewall. Jeder Vierte, der privat einen Computer oder ein Smartphone nutzt (27 Prozent), gibt zudem an, dass er die eingebaute Kamera an den Geräten abklebt, um heimliche Aufnahmen zu verhindern.

Dennoch denken 62 Prozent der Befragten, dass sie es gar nicht merken, wenn Fremde ihren Computer oder ihr Smartphone ausspionieren würden. 34 Prozent halten ihren Kenntnisstand für ausreichend, um sich durch eigene Maßnahmen sicher zu fühlen. Das Interesse an Eigeninitiative ist aber gering – nur jeder Dritte (36%) würde sich weiterbilden, um sich sich selbst besser schützen zu können.

Geringes Wissen

„Wissen über Gefahren im Netz und die richtigen Schutzmaßnahmen sind wichtige Bausteine im Kampf gegen Cyberkriminelle. Wir müssen dieses Wissen in der Schule und im Beruf vermitteln. Jeder Einzelne muss nicht nur aufgefordert werden, sich verantwortungsbewusst und sicher online zu bewegen, er braucht dazu auch die nötigen Informationen und Instrumente.“, so Achim Berg.

Und obwohl die Sorge wächst, steigt auch die Sorglosigkeit. Während sich 2014 noch 55 Prozent über Schutzmaßnahmen informierten, waren es laut der Studie „Cyber-Risiken im Privatbereich“ des Marktforschungsunternehmens YouGov aktuell nur noch 50 Prozent. Ein Widerspruch? Nein. Die Befragten sind beim Thema Datenschutz und Cyberkriminalität einfach nur überfordert.

Immer mehr gaben an, den Durchblick verloren zu haben. Vor drei Jahren lag dieser Anteil  noch bei 45 Prozent, während in der aktuellen Befragung (2.000 Teilnehmer), schon die Hälfte angab, bei der Information nicht mehr hinterherzukommen. Elf Prozent gaben an, aktuell gar keine besondere Vorkehrung gegen Online-Bedrohungen getroffen zu haben. Lediglich ein Prozent der privaten Nutzer ist 2017 gegen Cyber-Risiken über eine Versicherung abgesichert, so YouGov. Eine Cyberpolice abzuschließen kann sich mittlerweile aber schon jeder Fünfte (20%).

„Um das brachliegende Potenzial in Sachen Cyberversicherungen erfolgreich zu nutzen, sind Anbieter darauf angewiesen, passend zugeschnittene Produkte anzubieten, die hochflexibel auf die Ansprüche der potenziellen Kunden anzupassen sind“, sagt Christoph Müller, Senior Consultant bei YouGov. „Sinnvoll ist es, die Kunden mit Tipps zum richtigen Umgang mit Cyberrisiken anzusprechen – z. B. zum Umgang mit riskanten Mails, zur Sicherung persönlicher Daten oder zum Online-Banking. Darüber hinaus sollte die Ansprache auch passend zur Zielgruppe gewählt werden: So zeigt unsere Studie, dass Abschlussbereite eher jünger und besserverdienend sind, deutlich häufiger Printmedien konsumieren und eher den telefonischen Direktvertrieb präferieren, als jene ohne Abschlussbereitschaft.“

(Titelbild: Max Pixel)

 

 


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