Türkei bieten Anleihen, um das Gold der Bevölkerung in die Wirtschaft fließen zu lassen.

Türkei setzt Köder auf Gold

Wie Vize-Premierminister Mehmet Şimşek bekannt gab, wird das türkische Finanzministerium zwei Arten von Anleihen ausgeben, um 2.200 Tonnen „Unter der Matratze“-Gold in die heimische Wirtschaft zu locken. Das unter dem Volk gesparte Gold soll einen Marktwert von rund 300 Milliarden türkischen Liras haben.

Bereits im Juli berichteten wir, dass das türkische Finanzministerium die Ausarbeitung seiner Anleihen bis zum Jahresende beenden würde. Wie hurriyetdailynews nun berichtet, wird die erste Ausgabe von Goldanleihen und Gold-basierten Leasing-Zertifikaten Anfang Oktober beginnen.

Der stellvertretende Premierminister sagte am 18. September während eines Interviews auf Bloomberg HT und Habertürk, dass die Ausgabe von Goldanleihen nichts mit einer Notwendigkeit des Finanzministeriums zu tun habe, neue Schulden aufzunehmen zu müssen.

Mehmet Şimşek/CC-BY-SA-2.0

„Das Finanzministerium hat kein Problem mit der Kreditaufnahme. Wir wagen diese Aufwendungen, damit die Wirtschaft schneller läuft und sich die Einsparungen erhöhen. Wir wollen die Ressourcenprobleme lösen und das „Unter der Matratze“-Gold in die Wirtschaft fließen lassen“, so Şimşek.

Weiter erklärt er, dass Experten der staatlichen Ziraat Bank den tatsächlichen Wert des Goldes ermitteln und in gleichwertigen Anleihen ersetzen. Sobald das Fälligkeitsdatum des Goldes abläuft, werden die Vermögenswerte an die Bürger zurückgegeben. Diese würden von den Entwicklungen des Goldpreises profitieren. Die Rückgabe erfolgt in 1 Kilogramm-Goldbarren oder in Viertel-Goldmünzen, die von der Generaldirektion der Münzanstalt geprägt werden. Bei den Viertel-Goldmünzen wird es sich wohl um die 100 Piaster/Kurush-Goldmünzen mit einer Viertel-Unze Goldinhalt handeln.

Volk soll Gold für Unabhängigkeit abgeben

Die Auslandsabhängigkeit der türkischen Bankensysteme soll verringert und die Produktivität verbessert werden. Goldbesitzer, die Zinsen ablehnen, sollen durch die Anleihen angelockt werden, auf für sie religiös rechtlichem Wege zu investieren. Zinsen sind im islamischen Bankenwesen verboten.

Diese beiden Maßnahmen sollen sich laut Şimşek langfristig positiv auf die Konjunktur auswirken und das Wirtschaftswachstum ankurbeln.

Ob die neuen Anleihen die türkischen Goldbesitzer zum Verkauf bewegen werden, bleibt fraglich. Diese zeigten sich bereits in Vergangenheit unbeeindruckt gegenüber neuen, vermeintlich sicheren Investments seitens der türkischen Regierung.

Die Türkei stockt ihre Goldbestände seit geraumer Zeit maßig auf und dürfte demnächst die offiziellen Goldreserven der EZB übertreffen. Der offizielle türkische Goldbestand liegt bei 482,9 Tonnen. Seit Mai 2017 steigerte die Türkei ihre Goldbestände um mehr als 55 Tonnen.

In Zukunft könnte die Türkei von einem „Petro-Yuan“ profitieren. Mehr dazu lesen Sie hier:

 

(Titelbild: CC-BY-SA 3.0)

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