Die ungarische Zentralbank hat beschlossen, seine Goldreserven nachhause zu holen. Die in London gelagerten drei Tonnen Gold sollen einen aktuellen Marktwert von rund 130 Millionen US-Dollar haben.
Ungarn setzt wieder auf Gold
Die ungarische Zentralbank MNB setzt den Trend fort, seine Goldreserven wieder in die Heimat rückzuführen, so Reuters. Seit Gründung der Bank hält Ungarn Goldreserven. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden diese aus Sicherheitsgründen nach Österreich, jedoch von den Amerikanern abgefangen und beschlagnahmt. Nach Beendigung des Kriegs wurde diese zurückgegeben. Zur Hochzeit seines Goldbestands hielt Ungarn Anfang der 70er Jahre 65 bis 70 Tonnen Gold. Ende der 80er Jahre wurde jedoch beschlossen, die Goldreserve auf das geringste Niveau zu senken und stattdessen in Staatsschulden zu investieren. Aufgrund des Zusammenbruchs des Bretton-Woods-Systems galt diese Strategie als sicherer, liquider und potenziell renditestärker. Anfang 2010 änderte sich diese Tendenz wieder und die Zentralbanken begannen, Gold als mögliche Reaktion auf die Finanzkrise anzuhäufen. Somit starteten auch einige Rückholaktionen.
Österreich und die Niederlande begannen
Österreich begann 2015 seine Goldreserven wieder im eigenen Land zu lagern. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) holte seinen Goldbestand teilweise aus Zürich und London zurück. Dieses Jahr soll die Rückholaktion mit 90 Tonnen zurückgeholtem Gold abgeschlossen werden, so der ORF im vergangenen Jahr. 50 Tonnen wurden bereits Jahre zuvor umgelagert. Ziel der Nationalbank ist es, die Hälfte der 280 Tonnen schweren eigenen Goldbestände in Österreich zu lagern und den Rest an den großen Goldhandelsplätzen London und Zürich zu haben. In der Schweiz sollen es etwa 56 Tonnen sein, in London etwa 84 Tonnen.
2014 hat die niederländische Zentralbank 122 Tonnen Gold aus Tresoren in New York in ihren Hauptsitz in Amsterdam bringen lassen. Die nationalen Goldreserven von insgesamt 612,5 Tonnen lagern seitdem zu 31 Prozent in Amsterdam, 31 Prozent in New York, 20 Prozent im kanadischen Ottawa und 18 Prozent in London.
„Mit der Anpassung schließt sich die niederländische Zentralbank anderen Banken an, die einen größeren Teil ihres Goldes im eigenen Land aufbewahren“, erklärte die Zentralbank. Zusammen mit einer gleichmäßigeren Verteilung der Goldreserven könnte dies auch einen positiven Effekt auf das öffentliche Vertrauen haben, berichtete damals die Welt.
Deutschland folgte auf öffentlichen Druck
Die deutsche Bundesbank holte ihr Gold eher aufgrund des öffentlichen Drucks zurück. Eine Initiative zweifelte an der Menge und tatsächlichen Echtheit der im Ausland gelagerten Goldbarren. Daraufhin gab die Bundesbank 2013 bekannt, mindestens die Hälfte der nationalen Goldreserven in Deutschland zu lagern. 2017 wurde die Verlagerung abgeschlossen. Nach Abschluss sollen 1.710 Tonnen (50,7 Prozent), entsprechend 136.600 Barren, der deutschen Goldreserven in Deutschland sein und bleiben. In New York werden weiterhin 1236 Tonnen (36,6 Prozent) der deutschen Goldbestände gelagert. In London werden 432 Tonnen aufbewahrt. Begründet werden die Außenlager mit dem schnellen Austausch von Gold gegen Dollar im akuten Krisenfall sowie der immensen Bedeutung Londons als zentraler Goldhandelsplatz. Insgesamt wurden 674 Tonnen des Edelmetalls von New York und Paris verlagert. Das entspricht 53.780 Barren. 55 Tonnen oder 4.402 Barren aus New York wurden umgeschmolzen und einer exakte Echtheits- und vor allem Feingehaltsprüfung unterzogen.
Die Kosten der Verlagerung und Schmelzung belaufen sich laut Bundesbank auf insgesamt 7,7 Millionen Euro. Der gesamte Goldbestand der Bundesbank von rund 270.000 Barren hat einen Wert von aktuell 120 Milliarden Euro.
Vor Deutschland mit zuletzt 3.373,6 Tonnen und Italien mit 2.451,8 Tonnen, halten die USA den größten Goldbestand mit 8.133,5 Tonnen. Ungarn belegt mit seinen 3,1 Tonnen lediglich den 90. Platz der Rangliste der höchsten Goldreserven. Im Vergleich zu anderen mitteleuropäischen Staaten ist das ein sehr geringer Bestand. Zum Beispiel besitzt Polens Zentralbank 103 Tonnen, die Slowakei rund 40 Tonnen und Serbien 19,3 Tonnen.
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