Seit Juni haben sich die türkischen Goldreserven um ein Fünftel gemindert. Türkische Geschäftsbanken ziehen ihr hinterlegtes Gold ab, um Schulden zu zahlen. Grund ist der rasante Wertverlust der nationalen Währung Lira.
Reaktion auf Lira-Krise
Wie Bloomberg berichtet, reagierten die türkischen Geschäftsbanken auf eine mögliche Liquiditätskrise als Folge des Lira-Verfalls. Die Goldreserven der türkischen Zentralbank sind seit dem 15. Juni 2018 um knapp 20 Prozent gesunken. Zurückzuführen ist dies auf das Handeln der türkischen Geschäftsbanken, die üblicherweise Gold als Sicherheit bei der Zentralbank hinterlegen. Der Wert der Verkäufe soll bei rund 4,5 Milliarden US-Dollar liegen. Die FAZ berichtet von 118 Tonnen Gold, die seit Juni vom Goldbestand genommen wurden.
„Die Geschäftsbanken verlagerten vor dem Hintergrund des Lira-Verfalls den Fokus offenbar zu liquideren Anlagen. Die Geschäftsbanken sind besorgt über ihre Auslandsverschuldung, was sich in den steigenden Renditen für Bankanleihen widerspiegelt“, wird ein Analyst von Capital Economics von Bloomberg zitiert. Die Banken nehmen an internationalen Märkten Kredite in Hartwährungen auf und sichern Dollarverbindlichkeiten mit Goldeinlagen statt mit der volatilen Lira ab, obwohl ihre Kreditforderungen in Lira ausgestellt sind. „Aber natürlich können Sie Ihre Schulden nicht in Gold zurückzahlen. Also verkaufen sie, wahrscheinlich um die Finanzen zu stützen, wenn ihre Schulden fällig werden“, so der Analyst.
Goldreserven wachsen dennoch
Die Türkei verfügt über die fünftgrößte Verbrauchernachfrage der Welt, so die Daten des World Gold Council aus dem Jahr 2017. Das Land veredelt Altgold zu Schmuck, der im gesamten Mittleren Osten verkauft wird. Mit 241,9 Tonnen Gold liegen die Reserven der türkischen Zentralbank auf Platz 20 aller Länder. Anders als in anderen Ländern dürfen die Banken bei der Zentralbank Goldbarren als Reserve hinterlassen. Dies nennt man „Reserve Options Mechanism“ (ROM). Laut World Gold Council soll der Bestand der Geschäftsbanken Ende März bei 364 Tonnen gelegen haben. Obwohl die Geschäftsbanken ihr Gold zurückziehen, steigen die Goldreserven der Türkei seit zwei Jahren kontinuierlich an. Neben Russland und China gehört die Türkei zu den wichtigsten Goldankäufern. Das Edelmetall soll dazu dienen, die Währungsreserven des Landes zu diversifizieren.
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