Sollte es zu Ernstfällen wie dem Bruch der EU kommen, die Inflation weltweit stark ansteigen und die Wirtschaftsmächte kollabieren, profitieren die, die auf den Export des sicheren Hafens Gold angewiesen sind. Länder, die ein großes Goldvorkommen haben und doch zur dritten Welt zählen. Staaten aus Afrika, Südamerika und Asien. Und ehemalige Sowjetländer wie Kirgistan.
Im Binnenstaat zwischen Kasachstan und China lagern riesige Goldvorkommen. In der Region „Tien Shan Gold Belt“ werden jährlich große Mengen an Gold gefördert. Zusammen mit seinen Nachbarn Usbekistan und Tadschikistan teilt man sich einen enormen Schatz. Allein 18 Millionen Unzen sollen es im kirgisischen Teil sein. Weltweit gehört die Region zu den reichhaltigsten Goldvorkommen. Nicht verwunderlich, dass Gold der größte Exportschlager ist. Nun soll das Gold aber nicht nur ins Ausland exportiert werden, sondern auch unter dem Volk wachsen.
Ein Traum soll wahr werden
Der Präsident der kirgisischen Nationalbank, Tolkunbek Abdygulov, hat „einen Traum“. Gegenüber Bloomberg erklärte er, er wolle, dass jeder der sechs Millionen Einwohner Kirgistans mindestens 100 Gramm (3.5 Unzen) Gold in seinem Besitz hat. Statt in Rinder, soll das kleine Volk in Edelmetall investieren.
Im goldreichen Land gehören Investitionen auf dem Finanzmarkt der Seltenheit an. Denn trotz des riesigen Goldvorkommens lebt ein Drittel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Gründe sind Korruption, Schwarzarbeit, Naturkatastrophen und ein mangelndes Wirtschaftwachstum. Die meisten Menschen leben von der Landwirtschaft und investieren ihr weniges Geld in ihr Land und Rinder. Eine Altersvorsorge in Gold ist wenig bis kaum verbreitet. Abdygulov will aufklären und „werde versuchen seinen Traum schneller zu verwirklichen“. Die Menschen sollen mehr in Gold und weniger in ihr Vieh anlegen.
„Gold kann für lange Zeit gelagert werden und trotz der Preisschwankungen auf den internationalen Märkten verliert es für die Bevölkerung als Sparrücklage nicht an Wert“, sagte er. „Wir hoffen, dass die Bevölkerung unseres Landes lernen wird, ihre Ersparnisse in Vermögenswerte zu diversifizieren, die liquider sind und – noch wichtiger – in der Lage sind, ihren Wert zu erhalten.“
Kirgistan meldet erste Erfolge
Seit 2014 bietet die Regierung den direkten Kauf von Gold an und hat in dieser Zeit bereits 140 Kilogramm Goldbarren verkaufen können. Kirgistan will das gesamte Land mit Gold versorgen. In welchem Zeitrahmen dies passieren soll, ist nicht bekannt. Jedoch stellt die Regierung bereits die infrastrukturellen Weichen. Für die Lagerung des Edelmetalls werde in Kreditinstitutionen gesorgt, die Barren in verschiedene Größen von einem bis 100 Gramm angeboten und der Handel soll für die Bürger leicht und liquide sein. „Wir verkaufen nicht nur, sondern kaufen auch Goldbarren, die wir produziert und verkauft haben, zurück“. Würde Abdygulovs Traum Realität werden, würde die kirgisische Bevölkerung 600 Tonnen Gold besitzen und somit 30 mal mehr als die aktuelle jährliche Menge der Goldförderung.
Goldreserven erhöht
Nach dem Ende der Sowjetunion ging Kirgistan durch Wirtschafts- und Bankenkrisen und steht im dauerhaften Umbruch. Nach seiner Unabhängigkeit 1991 führte die neue Regierung seine frei verhandelbare Währung ein – den kirgisischen Som. Mit einer anfänglichen Inflationsrate von 700 Prozent konnte die Regierung diesen Wert durch konsequentes Sparen drücken.
Kirgistan hat in den letzten Jahren verstärkt in Gold investiert. Gold wird als sicherere Investition zu Wertpapiere oder Spekulationen auf dem Finanzmarkt angesehen. Laut World Gold Council stiegen die Goldreserven Kirgistans seit 2012 um 70 Prozent auf 4,5 Tonnen. In welche Richtung sich der Goldpreis entwickeln wird, sieht der 40-jährige gelassen. „Der Goldpreis wird sich mittelfristig nicht verändern. Vernachlässigbare Abweichungen sind möglich, aber größere Sprünge nicht.“