Als Tourist verbindet man mit der Schweiz Berge, Seen und wohl noch Schokolade. Denkt man weiter kommt einem die hohe Lebensqualität, Steuererleichterungen und das Bankenwesen mit seine Diskretion. Gold wird in der breiten Masse nicht unbedingt mit der Schweiz assoziiert. Dabei sind die Goldimporte der Schweiz ausschlaggebend für den globalen Goldhandel und für die Kritik, woher das Gold stammt.

Die Schweiz als Tor zur Welt

Trotz der geringen Größe des Landes und seiner nichtgegebenen Goldquellen kommen vier von den sechs größten Goldraffinerien aus der Schweiz. Argor Heraeus, Pamp, Valcambi und Metalor. Das eidgenössische Land raffiniert 70 Prozent aller weltweiten Goldproduktionen. Produziert wird das Gold neben Industrie- und Technologiezwecken größtenteils zu Münzen, zu bis zu 12,4 Kilogramm schweren Goldbarren als Reserven für die Zentralbanken oder zu schmalen, rund 100 Gramm leichte Goldplatten zur physischen Hinterlegung von zu hundert Prozent gedeckten Gold-Anlagefonds für die Geschäftsbanken. Die Goldimporte der Schweiz sind enorm. Dabei handelt es sich nicht nur um monetäres Gold, welches nur als Ziffer über den Bildschirm läuft. Das Gold wird tatsächlich in all seiner Menge ein- und wieder ausgeführt. Was einen wesentlichen Teil zum Bruttoinlandsprodukt ausmacht.

Schweizer Geschäfte mit Regimes?

Über welche Menge man genau spricht, weiß man erst seit 2014. Erstmals seit zwei Jahrzehnten veröffentlichte die Schweiz wieder ihre Außenhandelsstatistiken. Seit 1981 wurde nur die Gesamtsumme der Importe und Exporte veröffentlicht. Warum diese so lange verborgen wurden, sieht die Öffentlichkeit in der Tatsache, dass die Schweiz ihre Geschäfte mit dem südafrikanischen Apartheid-Regime während der 80er Jahre nicht publik machen wollte. Auch wird gemutmasst, dass dass die Sowjetunion und arabische Ölstaaten möglicherweise Gold gegen Erdöl tauschen.

Die jährliche Handelsstatistik galt demnach als „Indikator für die Höhe der sowjetischen Produktion“. Auch wenn man in Fachkreisen über den Schweizer Status auf dem Goldmarkt bestens Bescheid wusste, waren die ersten veröffentlichten Zahlen bemerkenswert. Im Januar 2014 lag der Wert der Goldimporte der Schweiz bei über sieben Milliarden Euro. Ausgeführt wurde ein Wert von 6,5 Milliarden Euro. Fast die Hälfte davon ging nach Hongkong. Seinen Platz als Dreh- und Angelpunkt des Goldhandels hat die Schweiz sicher.

Goldimporte der Schweiz im März

Die diesjährigen veröffentlichten Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung zeigen sich bislang schwankend und spiegeln die Unsicherheiten des Marktes wider.

Schweiz: Importe/Exporte Gold
Monat Einfuhr in Tonnen Ausfuhr in Tonnen Netto-Goldimporte in Tonnen
03/2017 153,5 140,7 13
02/2017 139 89 50
01/2017 197 121 77
12/2016 270 287 -17
11/2016 187 189 -2
10/2016 131 164 -32
09/2016 123 150 -27
08/2016 158 160 -2
07/2016 151 188 -37
06/2016 166 169 -2
05/2016 142 175 -34
04/2016 146 146 1
03/2016 168 114 54
02/2016 194 91 183
01/2016 174 145 29

Im Februar waren die Goldimporte der Schweiz mit 185,5 Tonnen im Vergleich zum Februar um 25 Prozent gefallen. Auch im Vergleich zum Vormonat gingen die Ein- und Ausfuhren um 27 beziehungsweise 24 Prozent zurück. Im März erholten sich die Werte wieder. Die Schweizer Handelsdaten zeigen, dass die Schweiz im März 2017 153,5 Tonnen nicht monetäres Gold importierte und 140,6 Tonnen Gold exportierte. Im ersten Quartal konnte die Schweiz Netto-Goldimporte von 140 Tonnen vorweisen. Daraus schließt man entweder die Investition der eigenen Goldbestände, einen deutlich höheren Ertrag der Goldproduktion oder beides.

Goldimporte März 2017 Goldexporte März 2017
Länder Tonnen Länder Tonnen
Argentinien 2,3 Armenien 0,1
Brasilien 1,8 Australien 0
Burkina Faso 2,5 Österreich 0,1
Kanada 1,7 Kanada 0,1
Chile 0,8 China 24
Kolumbien 0,7 Ägypten 0
Elfenbeinküste 1 Frankreich 1,9
Curacao 0,5 Deutschland 5
Frankreich 0,8 Hongkong 24,3
Deutschland 3,4 Indien 55,6
Ghana 4,2 Italien 3,8
Hongkong 22,4 Jordanien 0
Italien 2,9 Libanon 0,2
Luxemburg 0 Malaysia 3
Mexiko 0,3 Russland 0
Peru 3,2 Saudi Arabien 0,1
Russland 1,2 Singapur 6,1
Südafrika 1,3 Südkorea 0,3
Schweden 0,6 Taiwan 0
Thailand 8,4 Thailand 3,6
Türkei 0,1 Türkei 3,2
Arab. Emirate 21,1 Arab. Emirate 3,1
Großbritannien 25,6 Ukraine 0
USA 13,9 Großbritannien 2,9
Venezuela 0 USA 0,7

 

Über 50 Prozent der Goldimporte der Schweiz verteilten sich im März auf vier Quellen. Großbritannien lieferte 25,6 Tonnen, Hongkong 22,4 Tonnen, stammten im März aus 4 Quellen, wobei Großbritannien (London) mit 25,6 Tonnen, Dubai 22,1 Tonnen und die USA 13,9 Tonnen. Im ganzen ersten Quartal 2017 war dies auch die Reihenfolge der größten Goldimporteure in die Schweiz. Dabei fällt besonders der Strom zwischen Hongkong und der Schweiz auf. Im März ging nämlich fast so viel Gold aus Hongkong in die Schweiz wie andersrum. Hinter dem Handel steckt vermutlich China. Welchem Zweck das Verschieben des Goldes dient, ist nicht bekannt.

Bei den eidgenössischen Goldexporten war Indien mit 55,6 Tonnen deutlich stärkster Abnehmer. Gefolgt von Hongkong mit 24,3 Tonnen und China mit 24 Tonnen. Mit 103,9 Tonnen gingen im März fast 75 Prozent aller Schweizer Goldexporte an die drei asiatischen Länder.

NGOs kritisieren Undurchsichtigkeit von Handelsdaten

Neben den großen Lieferanten und Abnehmern wurden seit Öffnung der Handelsdaten auch auf die kleinen Importeure geschaut. Besonders Menschenrechtsaktivisten konnten nach Bekanntgabe der Zahlen Fakten schaffen und kritisieren die Schweizer Goldraffinerien. Neben der bereits seit Jahrzehnten bekannten Kritik an den Goldgeschäften mit Regime-Ländern wird die falsche Herkunft des Goldes bemängelt sowie die Arbeitsbedingungen der Goldschürfer in den ärmsten Ländern der Welt.

Als Beispiel nannte die Nichtregierungsorganisation Public Eye das Herkunftsland Togo, welches aber gar kein Gold produziert. Ins Visier wurde Valcambi genommen, dessen Gold laut Aktivisten nicht aus Togo sondern Burkina Faso stamme, wo schlimmste Arbeitsbedingungen, Todesfälle und Kinderarbeit an der Tagesordnung sind. Metalor und Pamp wurde vorgeworfen Gold aus der peruanischen Krisenregion Madre de Dias einzuführen, dessen Importeur in Korruption und Drogengeschäfte verwickelt sein soll.  Argor-Heraeus soll Konfliktgold aus dem Kongo bezogen haben und sich nur knapp vor UN-Sanktionen entzogen, da Geld aus den Goldverkäufen auf das Konto von Warlords geflossen sein soll. Die Raffinerien bestritten die Vorwürfe und teilten unter anderem mit man halte sich an die vorgegeben Standards und Gesetze zur Offenlegungspflicht für Konfliktmineralien, zu denen Gold gehört.

Transparenz soll Kritik die Luft nehmen

Um weiteren Anschuldigungen gegenüber den Raffinerien entgegen zu treten, plant das Schweizer Außenministerium einen Goldbericht, geht mit Peru die Partnerschaft „Better Gold Initiative“ ein, um faires Gold zu produzieren und übernimmt Schritt für Schritt die internationalen Richtlinien. Man würde offenlegen wie viel und ob Konfliktgold Teil der Goldimporte der Schweiz ist. Konfliktgold für welches die Schweiz zu Beginn der 80er Jahre zum Schlupfloch geworden ist. Gold welches aus bürgerkriegsähnlichen Schauplätzen zu menschenunwürdigen Bedingungen und unter einer korrupten oder rassistischen Politik gehandelt wird, um diese am Leben zu halten. Nachdem Blutdiamanten in der Öffentlichkeit zu einem (endlich) großen Thema geworden sind, möchten nun immer mehr Kunden wissen woher das Gold stammt, welches ihren Finger schmückt. Die Schweiz wird sich transparenter zeigen müssen, um nicht wieder in die Schlagzeilen zu geraten. Trotz aller Schweizer Diskretion ist Schweigen nicht mehr Gold.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert