Indien nach dem Bargeldverbot
Nach dem unangekündigten Verbot der 500 und 1.000 Rupien-Noten (beide machen 86 Prozent des Bargeldvorkommens aus) am Wahltag der USA, befürchtet die Bevölkerung, dass Gold in Indien von der Regierung zum Teil konfisziert wird.
Gold in Indien als Altersvorsorge
Schätzungsweise 23.000 bis 25.000 Tonnen Gold sollen sich, laut World Gold Council, in Indien im Privatbesitz befinden. Circa bei 800 Tonnen lag Indiens Nachfrage nach Gold im vergangenen Jahr. Das macht Indien nach China zu einem Schwergewicht in der weltweiten Nachfrage. Neben der indischen Vorliebe für Goldschmuck, als Hochzeitsgeschenk oder Aussteuer für die Braut, ist Gold in Indien traditionell an der Seite von Geld DIE Altersvorsorge. Anders als Geld, leidet Gold nicht an der Inflation. Es gibt den Bürgern Schutz vor Banken und staatlichen Einrichtungen, da diese auf den Besitz von physischem Gold, anders als auf Girokonten, keine Sonderausgaben einführen können. Zudem hat Indien eine der höchsten Raten, wenn es ums Sparen geht. 30 Prozent des Gehalts legt ein Inder im Durchschnitt zur Seite. Selbst in den Slums, wird das wenige Geld, was man besitzt, gerne in Gold getauscht. Auch aus Misstrauen der Regierung gegenüber.
Indiens riskante Goldtaktik
Indien importierte im vergangenem Jahr schätzungsweise 800 Tonnen physisches Gold. Allein im November 2016 waren es 100 Tonnen. Seit Jahren kauft Indien viel Gold ein. Das kann sich nun ändern, denn die Aufschläge auf den Goldpreis werden höher und ebenso die Unsicherheit unter der Bevölkerung. In den letzten Wochen ging es in Indien bezüglich des Goldes Schlag auf Schlag zu. Zwei Angestellte der, bei Finanzierung und Abwicklung von Goldimporten führenden, Axis Bank wurden der Geld-Wäsche bezichtigt und verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, bei einem Goldgeschäft, die verbotenen 500 beziehungsweise 1.000 Rupien-Scheine angenommen zu haben. Die Axis Bank schloss daraufhin die Konten einiger großer Goldhändler. Diese sollen umfassend geprüft werden, bevor sie, angeblich nach paar Tagen, wieder frei gegeben werden. Davon wissen die Betroffenen nichts. Ihnen wurde nicht einmal die Sperrung mitgeteilt, schildern einige Goldhändler aus den Großstädten ihre Misere. Neben der erwähnten Erhöhung der Zinsen auf den Gold-Handel, schickte der Staat Steuerbeamte los, die Privathäuser durchsuchten und, ihrer Meinung nach, illegal erworbenes Gold beschlagnahmten. Der Goldhandel ist aufgrund der Angst der Schmuckhändler verhaftet zu werden, fast zum Erliegen gekommen. Die Bevölkerung fürchtet, ihre Altersvorsorge wird konfisziert und ein Goldimportverbot erhoben.
Regierung kämpft gegen Steuerbetrug
Das harte Handeln gegen das Bargeld und den übermäßigen Besitz von Gold in Indien begründet die Regierung mit der Bekämpfung von Steuerbetrug. Um weitere Steuerhinterziehungen zu vermeiden, wird nun der private Goldbesitz in Augenschein genommen. Um einer Konfiszierung zu entgehen, darf ein Mann maximal 100 Gramm Gold besitzen. Eine verheiratete Frau 500 Gramm und eine ledige Frau nur 250 Gramm. Goldschmuck, der vererbt wurde, fällt nicht unter die Regel. Dieser kann aber oft nicht nachgewiesen werden. Somit beschlagnahmt die Regierung Gold, welches nicht hundertprozentig als legal erworben deklariert werden kann.
Ministerpräsident will bargeldlose Gesellschaft
Grund des Eingreifens in den Privatbesitz sieht man in der Bargeldreform. Die Regierung verfolgt das Ziel, dass Bargeld auf Bankkonten eingezahlt wird und der Geldfluss besser kontrolliert werden kann, sodass die Steuereinnahmen wachsen. Speziell nach dem Verbot der 500 und 1000 Rupien-Scheine, ging man davon aus, dass die Bevölkerung ihr restliches Bargeld aus Angst vor Entwertung schnell einzahlt. Doch stattdessen kauften sie noch mehr Gold. Das schlug sich im Rekordhoch des Goldpreises nieder. Generell wird die „Bargeldlose Gesellschaft“, welche der Ministerpräsident Narendra Modi beabsichtigt, als Utopie angesehen. 50 Prozent der Inder besitzen nicht mal ein Konto, 90 Prozent des täglichen Geschäfts wird in bar getätigt und viele Millionen der ländlichen Bevölkerung haben keinen Zugang zur digitalen Welt, geschweige denn zu einem elektronischen Zahlungssystem. Sollte die Regierung standhaft bleiben, drohen dem Land, das einen Wirtschaftsboom genoss, eine Bargeld-Knappheit und darauf hin ein niedriges Wirtschaftswachstum, mutmaßen Experten.
Anbieter geht neue Wege
Um die Auswirkungen der Beschränkungen auf sein Tagesgeschäft in Grenzen zu halten, bietet der größte Anbieter von Anlagegold, MMTC-PAMP, sein Edelmetall nun über den „Marketplace“ des amerikanischen Versandhändlers Amazon an. „Marketplace eröffnet uns eine riesige Möglichkeit, Kunden zu erreichen. Die Transaktion ist zudem transparent. Unsere Verbindung mit Amazon hilft uns im Szenario einer Demonetarisierung“, sagt der Geschäftsführer von MMTC-PAMP, Rajesh Khosla, gegenüber der Economic Times. Wie jedes andere Produkt wird das Edelmetall online gelistet, durch Amazon geliefert und elektronisch bezahlt. MMTC-PAMP ist ein Zusammenschluss des Schweizer Unternehmens PAMP SA und des indischen staatlichen Unternehmens MMTC.