Auf finanzen.net, einer bekannten Börsenseite im Netz, wird nicht nur offensiv für den physischen Besitz von Gold geworben. Seit einigen Monaten gibt es dort ein starkes werbliches Engagement einer Diamantenhandelsfirma: DiamondDax. Dem Namen entsprechend wird versucht, dem willigen Bürger den Eindruck zu vermitteln, man könne Diamanten an der Börse handeln, ganz ähnlich wie andere Anlagemöglichkeiten, also Gold, Silber, Aktien oder Anleihen. Dem ist unserer Erfahrung nach nicht so. Besonders schick ist die Anzeige einer „Kurssteigerung“ wie im Bild. Nachstehend erklären wir Ihnen gern, warum wir der Meinung sind, Sie sollten auf keinen Fall Ihr Geld in Diamanten anlegen:
- Die Aufmachung der Webseite und die Platzierung der Preisnotierungen suggerieren dem einfachen Verbraucher, dass es sich bei Diamanten um ein gleichwertiges Produkt handelt, wie z.B. Gold. Es wird der Eindruck vermittelt, ein 2-carätiger Stein mit den ausgewählten Eigenschaften habe immer einen Preis, der an der „Diamantenbörse“ festgelegt werde. Es sei sozusagen wie ein Börsenprodukt. Das ist nicht richtig. Die Preisfindung beim Kauf und Verkauf von Diamanten spiegelt sich nicht an einer Börse wider, sondern ist immer ein eigenes Geschäft zwischen genau 2 Beteiligten: dem Käufer und dem Verkäufer. Der Käufer wird abwägen, welchen Handelsgewinn er aus dem Kauf machen will und der Verkäufer muss sehen, ob er überhaupt einen Käufer findet, der seinen Stein haben will und ihn auch bezahlt. Es herrscht in der Regel kein Mangel an Steinen! Sehen Sie deshalb die Webseite als Schaufenster an, nicht als Börsenplatz! Die angezeigten Verkaufspreise sind genauso verhandelbar wie die nicht sichtbaren Ankaufspreise.
- Sogenannte Börsenplätze für Diamanten gibt es zwar: Aber dort findet ein Geschäft zwischen 2 Menschen für einen physisch vorgelegten Stein mit seinen bestimmten Eigenschaften statt – nicht ein anonymer Handel austauschbaren Papiers oder Metalls. Seit vielen Jahren bemühen sich verschiedene Beteiligte, diesem Handel einen objektiveren Aspekt zur Qualität des Handelsgutes zu geben. Allein, mit wenig Erfolg, weil immer Menschen beteiligt werden müssen. Steine sind nicht unendlich verfügbar und haben keine gleichmässige Qualität.
- Die Webseite des Diamantenhändlers ist deshalb auch keine Ankaufsstelle, wo Sie Preise finden, zu denen Ihr Stein angekauft werden würde. Sie müssen solche Informationen zunächst erfragen. Ist Ihr Zertifikat älter als z.B. 5 Jahre, ist es für die Qualitätsbeurteilung nicht mehr gültig. Sie müssen daher durch den Käufer zunächst ein neues Zertifikat erstellen lassen. Ob die Qualität Ihres Steins dann wieder der ursprünglich zertifizierten Qualität entspricht, ist daher unsicher.
- Im Verkaufspreis eines Diamanten sind nicht nur verschiedene Handelsmargen von Minenbetrieb, Schleiferei, Großhandel, Goldschmied, etc. enthalten. Sondern vor allem und immer: die gesetzliche Mehrwertsteuer. Ähnlich wie die Edelmetalle Silber, Platin, Palladium und Rhodium unterliegt der Diamanthandel keinem Steuervorteil – die Kursentwicklung muss also zunächst diese zusätzlichen Anschaffungskosten von derzeit 19% übersteigen. Wenn Sie Geld in Diamanten anlegen wollen, müssen Sie deshalb sehr lange Zeiträume überbrücken können. Wir reden nicht von Jahren, sondern möglicherweise Jahrzehnten.
Schauen Sie sich die beiden Screenshots von heute morgen an:

Dieser hier stammt vom Anbieter, am 20.09.2016/9:00 Uhr. Er zeigt den oben genannten 2-carätigen Diamanten, mit seinen Eigenschaften in Schliff, Farbe, Reinheit. Der ausgewiesene Preis lautet derzeit: € 89.222,78 inkl. 19% MwSt., zuzüglich Lieferkosten. Wenn Sie Ihr Geld in Diamanten anlegen wollen, müssten Sie diesen Preis zahlen.

Der Großhandel kauft diesen Stein mit den gleichen Eigenschaften derzeit für 45.000 – 66.000 USD = 40.000 – 58.900 €! Ja, die Preisspanne ist so groß! Achten Sie im Screenshot auf die Zertifikatsangabe GIA und die 3x EX beim Schliff, um die richtigen Steine zu vergleichen. (Kurs 20.09.2016/9:00: USD/Euro: 1,117)
Somit hat der Diamanthändler bei einem Verkaufspreis von 89.222,78 € = 74.977,13 € netto einen Gewinn von ca. 16.100,00 Euro auf Ihre Kosten gemacht, wenn er den teuersten angebotenen Stein nimmt. Das ergibt eine Marge von 22%! Durchaus üblich im Diamanthandel und gar nicht mal an der oberen Grenze.
Der Großhandelspreis, der börsenartig z.B. über Dienste wie Rapaport angezeigt wird, ist selbstverständlich verhandelbar. Der tatsächliche Preis sowohl für Ankauf wie auch für Verkauf wird wie oben ausgeführt, zwischen 2 Menschen vereinbart – je nach Gusto und wirtschaftlichen Möglichkeiten der Beteiligten.
Frage: Ist es möglich, unter diesen Umständen tatsächlich „Kursgewinne“ zu realisieren? Wir meinen, nein – es ist keine zuverlässige Geldanlage, mit der sich in irgendeiner berechenbaren Form Gewinne realisieren lassen – es sei denn, Sie sind Diamanthändler.
Nehmen Sie die schönen und seltenen Steine als das, was sie sind: Seltenheiten der Natur, die ein schöner Schmuck sind. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, doch einen hübschen Gewinn zu machen, aber es ist alles andere als risikofrei, Geld in Diamanten anlegen zu wollen. Kurzfristig ist es auf keinen Fall gewinnbringend, ob es sich nach vielen Jahren tatsächlich auszahlt, sehr unsicher..