Gefälschter Goldschmuck

Gefälschter Goldschmuck

Auch wenn es noch so prachtvoll glitzert und gestempelt ist oder sogar das Gewicht goldene Schwere vorgaukelt, handelt es sich leider hin und wieder trotzdem um gefälschten Schmuck.

Wunderbare Punzierungen zeigen tolle Goldgehalte und doch sind Ketten und Armbänder gelegentlich nichts als mehr oder weniger gut gemachte Fälschungen. Der Betrug mit angeblichem Gold hat sich jedoch neuerdings verlagert. Heute wird nicht mehr in grossen Mengen Goldschmuck gefälscht, sondern die Betrüger haben sich auf sogenannte Anlagemetalle spezialisiert. Dem Goldstempel zu vertrauen hat schon Manchem Enttäuschung gebracht. Stempel sind erst einmal einfach nur Stempel.


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Goldschmuck, Uhren und Goldgranulat – alles gefälscht!

Goldbetrug passt sich an und kommt in Variationen und in Schüben

Wer kennt es nicht, das Autobahngold von damals, das einem armem Mann aus der Verlegenheit eines angeblich leeren Tanks geholfen hat. Oder die günstigen Goldarmbänder, die man vor vielen Jahren von der Reise aus Italien mitbringen konnte oder heute aus den nordafrikanischen oder chinesischen Urlaubsdestinationen. Es gibt auch gefälschte Dentallegierungs-Plättchen und gefälschtes Goldgranulat, die speziell für Industrie- oder Gewerbekunden angefertigt werden. Auch die Branche der Goldankäufer wird nicht verschont: Armbänder, industriell hergestellt aus stabilisierten Messinglegierungen, die auch der Säureprüfung standhalten. Versilbertes Besteck, das auf 800 umgestempelt wurde und bei der Säureprüfung nicht auffällt.

750 Stempel und 18Karat

Werden Sie wachsam, wenn Sie auf einem Schmuckstück mehrere Punzierungen finden. Wie auf unserem Foto zu sehen ist, zeigen sich dort zwei Stempel. Eine 750 an einer Seite des Verschlusses. (Unteres letztes Foto) Eingerahmt in einem zweiten Stempel auf der anderen Seite des Verschlusses 18 K und 0.750. Die „750“ steht für 750er Gold. Ist der Goldanteil 750‰ entspräche dies einem Feingehalt an Gold von 18 Karat bzw. 75%. Die „18 K“ über der 0.750 erklären uns das. (siehe Foto)


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2 Stempel übereinander – ein Fälschungsindiz

Damit hat das Schmuckstück zwei Feingehaltskennzeichnungen. Ein Indiz, das Sie stutzig machen sollte. Echte Schmuckstücke haben nur eine klare Punzierung mit dem jeweiligen Feingoldgehalt und desweiteren oft eine Herstellerprägung des Designers oder des Juweliers, der das Schmuckstück hergestellt hat. Ein weiteres Indiz ist die Form des Stempels: die eckige Umrandung ist nur zugelassen für Goldgerät, damit sind hauptsächlich Uhrengehäuse gedacht. Dieser Stempel auf einem Goldarmband hat dort nichts zu suchen.

Ein Haufen Messing

Das Metall Messing ist eine Legierung aus Zink und Kupfer, die richtig angemischt die optischen Eigenschaften des Goldes perfekt imitieren kann. Mit der Zeit läuft es allerdings an und verrät auch dadurch seine Unechtheit. Um dies zu verhindern, vergolden Fälscher die Messinglegierungen mit einer dünnen Goldauflage, dann bleibt es schön in der Ansicht. Und die Stempel tun ein Übriges…

Oberflächlich betrachtet könnte man denken, dass es sich um wertvollen Schmuck handelt. Beweisen lässt es sich beim Schmuck oft mit einfachen Untersuchungen. In den gezeigten Fällen hat ein einfacher Test gereicht, in dem man an der Oberfläche leicht polierte. Zutage trat das schnöde Messingmetall. Auch die zerstörungsfreie Röntgenanalytik durchschlägt dünne Vergoldungen und kann eine schnelle Entlarvung des gefälschten Goldes leisten. Dickere Goldüberzüge oder Golde, in denen Fremdmetalle wie Wolfram eingearbeitet sind, verlangen dann schon aufwendigere Tests. Diese Fälschungstechnik wird durch die fortschreitende Technologie in letzter Zeit immer häufiger sichtbar. Aber auch die Abwehr entwickelt sich weiter und wird zur Zeit noch mit den allermeisten Fälschungen schnell fertig. Es gibt Fälschungen, die sind extra für den einfachen Goldankauf angefertigt – mit maschinellem Aufwand hergestellt. Diese halten dann auch der sogenannten Säureprüfung stand – die Reibeprüfung der Goldschmiede und Goldankäufer, die ein vergoldetes Schmuckstück aus Messing bei korrekter Ausführung überführen kann.


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Richtig aussehnder Stempel – trotzdem gefälscht

Problem für den Verarbeitungsbetrieb

Ist aus 1000 Gramm eingelieferten Schmucks ein Armband mit 100 Gramm Gewicht eine Fälschung, bedeutete dies Ende Februar 2019 eine um ca. 2.650 Euro geringere Vergütung, als wenn ess sich um ein echtes Schmuckstück gehandelt hätte. Ein erheblicher Geldwert, der dann fehlt und beim Kunden sofort  Misstrauen gegenüber seinem Verarbeitungsbetrieb erzeugen kann.

Für Scheideanstalten, die nicht wie Ankäufer die Materialien einzeln prüfen, sondern als Gesamtlos verarbeiten, können durch die Schmelze und chemische Aufarbeitung unechten Schmucks Argumentationsprobleme entstehen.  Scheidbetriebe sind durch die Abfassungen ihrer Geschäftsbedingungen nicht verpflichtet, unechtes von echtem Material zu trennen. Oft ist dies auch nicht sinnvoll oder möglich.

Große Schmucklose aus Nachlässen oder Privateinlieferungen sind jedoch Scheidgüter, die Augenmerk verlangen.  Nach der Bearbeitung ist der Schmuck als solcher nicht mehr zu erkennen, weil aufgelöst. Hat der Kunde Vorabberechnungen angestellt und falsch Gestempeltes oder Simili nicht erkannt, treten bei der Analytik im Scheidbetrieb natürlich Differenzen zu den vom Kunden angestellten Vorabberechnungen auf.

Eine Voransicht und Abtrennung verdächtiger Materialien ist nicht aus scheidetechnischen Gründen erforderlich, sondern erleichtert nur den Nachweis gegenüber den Kunden. Die technische Verarbeitung beeinflusst unechter Schmuck nicht. Die unedlen Nebenmetalle „verdünnen“ jedoch die Goldausbeute. Die Norddeutsche führt daher ein Regime der Aussortierung und Verwahrung von wertlosen Stoffen, bevor der Scheideprozess startet. Dies ist besonders auch bei den heterogenen Dentalprodukten aufwendig und lästig, fördert aber die Kundenbindung.

Scheidbetriebe sind sicher gut beraten, wenn sie besonders bei der Verarbeitung relevanter Schmuckmengen in der Voransicht verdächtige Stücke aussortieren. Auch wenn dies eine unangenehme, unbezahlte und eigentlich unnötige Mehrarbeit verursacht. Zusammen mit der Analytik lässt sich der „Schwarze Peter“ dann für den edelmetalltechnischen Laien zweifelsfrei belegen und man fördert das Vertrauen des Kunden zu seinem Edelmetallpartner. So kann Ärger gar nicht erst entstehen.


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