Ernüchterung nach der Kundgebung der EZB. Die teils erwartete Zinswende ist nicht eingetroffen. Anleihenkäufe werden halbiert – vorerst.
Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer gestrigen Sitzung beschlossen, am Null- und Negativzins festzuhalten. Der Leitzins bleibt bei 0,0 Prozent – der Einlagezins bei 0,4 Prozent. Damit wurde die in den Medien teils schon feststehende Zinswende nicht erfüllt.
Die offizielle Mitteilung der EZB lautet: „Der Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte sowie die Zinssätze für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und die Einlagefazilität werden unverändert bei 0,00 %, 0,25 % bzw. -0,40 % belassen. Der EZB-Rat geht weiterhin davon aus, dass die EZB-Leitzinsen für längere Zeit und weit über den Zeithorizont des Nettoerwerbs von Vermögenswerten hinaus auf ihrem aktuellen Niveau bleiben werden.“
Anleihenkäufe werden gedrosselt
Zwar wurde bekannt gegeben, dass die Anleihenkäufe ab Januar 2018 von 60 Milliarden Euro auf 30 Milliarden Euro gedrosselt werden, jedoch werden diese bis September 2018 neun Monate länger laufen, als eigentlich geplant. Ob die Anleihenkäufe danach für beendet erklärt werden oder verlängert werden, ließ Präsident Mario Draghi offen. Die ultralockere Politik wird also weitergeführt. „Rezept verlängern und Dosis reduzieren“, so die Meinung von Christoph Kutt von der DZ Bank. „Wenig Licht und viel Schatten“ sieht Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon. Die Halbierung der Anleihenkäufe, sieht Clemens Fuest, Leiter des Ifo-Instituts als einen “Schritt in die richtige Richtung auf eine Normalisierung. Der richtige Beschluss zur richtigen Zeit: Die Konjunktur läuft rund, die Kernrate der Inflation hat die Talsohle durchschritten. Deshalb kann die EZB ihre Anleihekäufe ab Januar halbieren.“
Für Sparer bedeutet das eine fortführende Entwertung ihrer Einlagen bei steigender Inflation. Für Unternehmen bedeutet es niedrigere Zinsen bei Krediten.
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(Titelbild:Max Pixel)