Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan schlägt die Rückkehr zur Golddeckung vor. Er fordert, dass die IWF ihre Kredite gegen Gold statt gegen US-Dollar vergibt. Keine überraschende Aussage. Die Türkei ist eines der Länder, die ihre Goldreserven seit geraumer Zeit wachsen lassen. Die Bedeutung des nationalen Lira hingegen schrumpft immens.
Türkei wäre auf Golddeckung vorbereitet
„Was ich sage ist, dass diese Schulden in Gold bezahlt werden sollten. Denn zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist Gold einzigartig. Die Welt setzt uns kontinuierlich mit dem Dollar unter Druck“, so Erdoğan laut Hurriyet auf einer Veranstaltung am Dienstag. „Wir müssen die Staaten und Nationen von diesem Druck retten“. Unausgesprochen war jedoch das stetige Wachstum der türkischen Goldreserven. In den ersten drei Monaten des Jahres importierte die Türkei 91 Tonnen Gold. Mit insgesamt 591 Tonnen ist die Türkei auf Platz elf der größten Goldreserven nach Ländern. In diesem Jahr wird es wohl die Niederlande aus den Top 10 verdrängen. Indien, neben China DAS Goldland, wurde im letzten Jahr überholt. Die Türkei wäre für eine Golddeckung somit sehr gut aufgestellt. Das sein Vorschlag mehr als nur Gehör bekommt, ist unwahrscheinlich.
Gold anstatt Dollar
Mit seiner Forderung kritisierte er den Internationalen Währungsfonds (IWF) für seine Dollar-freundliche Haltung und warf dem IWF eine Bevormundung und politische Manipulation vor. Zudem kritisierte der türkische Staatschef, dass die Türkei zwischen 2006 und 2017 180 Milliarden US-Dollar aus internationalen Investitionen erhalten hat, obwohl in dieser Zeit die Finanzkrise, Kriege und der Putschversuch im vergangenen Jahr stattfand.
„Wer hat den IWF gegründet?“, fragte Erdoğan. „Diese Staaten. Ich machte einen Vorschlag bei einem G20-Treffen, ich sagte, warum sammeln wir die Geldschulden nicht in Gold ein? Verwenden wir eine andere Währung“. Erdoğan sagte, die Türkei habe 23,5 Milliarden Dollar Schulden an den IWF gezahlt. „Weißt du, was danach passiert ist?“ Sie baten uns um einen Kredit von fünf Milliarden Euro“, wird Erdoğan zitiert.
Lira auf neuem Tiefpunkt
Erdoğan betonte auf der Veranstaltung, dass die Türkei „nicht mehr in der Schuld des IWF stehe“. Die Türkei gehört zu den wenigen Staaten, die alle Schulden beim IWF getilgt haben. Jedoch schuldet die Türkei einigen europäischen Zentralbanken weiterhin viel Geld. Die türkische Lira fiel in diesem Monat auf ein neues Tief gegenüber dem US-Dollar, was die Kreditrückzahlung (in Dollar) deutlich teurer macht. Die Lira war nach dem russischen Rubel die zweitschlechteste aufstrebende Währung des letzten Monats mit einem Wertverlust von fast sieben Prozent. Da die Regierung das Wachstum der Wirtschaft vor die Bekämpfung der steigenden Inflation setzt, könnte sich die Lage weiter zuspitzen. Entgegen kommt dies den Touristen, die zurzeit noch mehr für ihren Euro oder Dollar erhalten.
Türkei holt sein Gold aus der Federal Reserve Bank
Update 19.04.: Laut türkischen Medienberichten hat die Türkei 28,6 Tonnen Gold aus ihrem ausländischen Lager bei der Federal Reserve Bank in New York abgezogen und stattdessen bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sowie bei der Bank of England untergebracht.
Titelbild: Norddeutsche Edelmetall Scheideanstalt