Jedes vierte Unternehmen mit mindestens 20 Arbeitsplätzen fürchtet durch die Digitalisierung um ihre Existenz. 3,4 Millionen Jobs könnten dadurch bis 2022 wegfallen. Das geht aus einer Studie des Branchenverbands Bitkom hervor.

Die deutsche Wirtschaft ist auf einem aufsteigenden Ast, die Arbeitslosenquote ist offiziell auf dem niedrigsten Stand seit über 25 Jahren und die Rufe nach Arbeitskräften werden in immer mehr Branchen lauter. Und dennoch werden die Sorgen größer. Aufgrund der wachsenden Digitalisierung sehen 25 Prozent aller befragten Unternehmen einer Bitkom-Studie ihre Existenz bedroht. In den kommenden fünf Jahren könnten dadurch 3,4 Millionen Jobs wegfallen. Aktuell wäre das jede zehnte sozialpflichtige Arbeitsstelle. Bitkom befragte dazu 505 Unternehmen mit mindestens 20 Arbeitsplätzen.

Digitalisierung: Deutschland ohne Vision

Trotz der empfundenen Bedrohung meint aber mit 86 Prozent die große Mehrheit der Unternehmen, dass die Digitalisierung grundsätzlich eher Chance als Risiko darstellt, so Bitkom in ihrer Pressemitteilung. „Chancen muss man nicht nur erkennen, man muss sie ergreifen. Wir brauchen eine Vision für das digitale Deutschland – und wir brauchen einen konkreten Plan, wie wir sie schnell erreichen“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg heute bei der Vorstellung der Studie anlässlich der hub.berlin. „Die Digitalisierung wartet nicht auf Deutschland. Unternehmen und Politik sind hier gleichermaßen in der Pflicht, sie aktiv zu treiben und zu gestalten.“

Die übergroße Mehrheit (85 Prozent) der Unternehmen hierzulande fordert, dass Digitalisierung ein Top-Thema für die Politik werden muss. Zugleich befürchtet jedes Zweite (53 Prozent), dass der Politik immer noch das Verständnis für die Digitalisierung fehlt.

Bitkom-Präsident Achim Berg nimmt Union und SPD in die Pflicht. „Bei einem schlichten Weiter-so unter einer neuen Großen Koalition darf es nicht bleiben. Wir brauchen eine echte Vision und einen Plan für das digitale Deutschland (…) Die digitalen Jobs gehen dorthin, wo jene Leute sind, die sie gut machen. Wir müssen dafür sorgen, dass diese Leute in Deutschland sind. Dann haben wir digitale Arbeit im Überfluss.“

Grundeinkommen als Kompensation

Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kommentierte er die Koalitionsverhandlungen angesichts der Sorge über 500 Unternehmen „seltsam entrückt“, wenn die Streitthemen Arzthonorare, Rentenniveau oder Soli-Abschmelzung seien. Nach Zukunft klingt das nicht. „Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ging es in nahezu jeder Veranstaltung um Künstliche Intelligenz. In Berlin habe ich davon bislang viel zu wenig gehört.“ Frankreich sei auf dem besten Wege Deutschland beim Thema Digitalisierung zu überholen.

Ein Vorschlag zur Kompensierung verlorengegangener Arbeitsplätze lauter laut Berg das bedingungslose Grundeinkommen. „Wir sollten das ausprobieren und schauen, wie es wirkt. Werden die Menschen wirklich mehr soziale Aufgaben übernehmen?“, so der Bitkom-Präsident gegenüber der FAZ.

Titelbil: maxpixel

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