Das Kaufinteresse am Diamantenmarkt ist rückläufig und bereitet Sorgen. Ein weiterer Report zeigt auf, dass Diamanten nicht mehr die Priorität vergangener Tage vorweist.
Gehen große Diamanten über die (Auktions-)Bühne, ist das Medieninteresse, ebenso groß, wie der Fund eines Rohdiamanten in Afrika in der Größe eines Handrückens. Doch während die Berichterstattung anhält, ist das Kaufinteresse am Diamantenmarkt schwindend.
Kaufinteresse sinkt
Der „Global Diamond Report“, der von der Managementberatung Bain & Company zum siebten Mal gemeinsam mit dem Weltdiamantenzentrum in Antwerpen (AWDC), veröffentlicht wurde, zeigt, dass der globale Umsatz mit Brillanten 2016 stagnierte. Laut Report liegt die Schuld in der rückläufigen Nachfrage in den USA. Amerika ist für den Diamantenmarkt der wichtigste Sektor. Aber auch in Europa, Indien und China sank das Kaufinteresse. „Sinkt die Nachfrage weiter, sind all diejenigen Volkswirtschaften gefährdet, die weitgehend vom Diamantengeschäft abhängen.“, so Bain-Partner und Luxusexperte Serge Hoffmann.
Bereits im Mai haben wir über die Sorgen auf dem Diamantenmarkt berichtet. Die Generation der Millennials scheint anders als ihre Vorgänger weniger Interesse an Diamanten zu haben. Millennials haben einen anderen Bezug zum Thema Heiraten und Geld ausgeben. Luxus wird anders definiert und Erlebnisse und Erinnerungen stehen über Diamanten.
Einer Studie nach sind 47 Prozent aller in den 90er Jahren geborenen Frauen im Alter von 33 Jahren unverheiratet. Von der 33jährigen Frauen die in den 1980er geboren sind waren 38 Prozent unverheiratet. Von den in den 1940er Jahren geborenen 33jährigen waren nur neun Prozent unvermählt. Immer mehr Millennials entscheiden sich gegen den Bund fürs Leben.
Diamonds are (not) forever
Auch ist zu erkennen, dass, anstelle von Diamanten, Saphire oder Rubine gekauft werden, um eine Verlobung zu zelebrieren. Einzigartigkeit statt Massenware. Nachhaltigkeit anstatt Ausbeutung. Millennials haben andere Wertvorstellungen. Zudem haben sie aber auch viel mehr Informationen und Möglichkeiten als die Generationen vor ihnen. Themen wie Blutdiamanten und Umwelt sind in den Vordergrund gerückt. „Fair Trade“ ist nicht mehr nur mit Kaffee verbunden. Auch legt die neue Generation mehr Wert darauf, das Geld für die Hochzeitsfeier oder die Flitterwochen zu sparen, anstelle eines sündhaft teuren Klunkers.
Erinnerungen wollen auf Social Media Kanälen geteilt werden. Klickzahlen generiert man durch viele Fotos von Reisen mehr als durch Eigentum eines Gegenstands. Das Tragen eines Diamantringes hat sich in Zeiten von demokratischer Partnerschaften ausgelebt. Das Modell der 1950er Jahre – Frau zuhause, Mann bringt das Geld heim – das speziell in den USA einen Diamanten zur Verlobung als Ideal voraussetzte und als das Radio „Diamonds are a girl’s best friend“ trällerte, ist anderen Wertvorstellungen gewichen. Ein Fakt, welcher in der Diamantindustrie in Angesicht des Verlobungsringmarktes zurecht Besorgnis hervorruft.
Diamantenmarkt investiert in Werbung
Das Ruder umreißen soll Werbung. Die Diamond Producers Association startete dieses Jahr ihre erste Werbekampagne seit fünf Jahren. Man möchte die Kunden dazu anregen, jede „echte“ Beziehung mit einem Diamanten zu würdigen. Eben auch jene, die nicht vor dem Altar stattfinden.
Laut Report von Bain&Company haben Diamantminenbetreiber das Marketing um den einstigen Selbstläufer Diamantenmarkt zu stark vernachlässigt. Die Werbeausgaben gingen von fünf Prozent des Umsatzes auf weniger als ein Prozent zurück. Im Luxussegment fiel das Wachstum der Brillanten auch aufgrund falscher Strategien hinter Handtaschen und Kosmetik. Somit wurde die Werbung fokussiert. In diesem Jahr stiegen die Werbemaßnahmen der Minenbetreiber mit rund 150 Millionen US-Dollar um 50 Prozent.
Trotz des rückläufigen Kaufinteresses stiegen die Margen der Betreiber. „Mit neuen Technologien wie automatisiertem Schleifen oder digital berechneten Schnittplänen können die Verarbeiter ihre Kosten senken.“, so Hoffmann. Auch niedrigere Einkaufspreise für Rohdiamanten waren ausschlaggebend. Generell ist die Branche positiv gestimmt. „Angesichts der weltweit starken Konjunktur rechnen wir bei Juwelieren in einzelnen Märkten bereits dieses Jahr mit einem leichten Aufwärtstrend“, so Hoffmann. „Voraussetzung für eine langfristig positive Zukunft der Branche ist allerdings, dass die Nachfrage nach Diamanten dauerhaft kräftig anzieht und die natürlichen Steine nicht weiter durch künstlich erzeugte Produkte ersetzt werden.“
20.12.2017/BM
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