Goldnachfrage in China steigt
Trotz Sorge um einen möglichen Handelskrieg, wächst Chinas Nachfrage nach Gold weiter. Laut World Gold Council wurde 2016 ein Dreijahreshoch erreicht. Die Schweiz ließ kürzlich verlauten, dass sie 158 Tonnen Gold an die Chinesen exportiert. Eine Rekordmenge.
Gründe für die steigende Nachfrage sieht man in der Abwertung der chinesischen Währung Yuan, dem im vierten Quartal gefallenen Goldpreis, dem Neujahrsfest im Februar und der steigenden Finanzkraft der Mittelschicht.
Mehr Einkommen
Die chinesische Mittelschicht wächst, trotz wirtschaftlicher Sorgen. Bereits heute übertrifft die chinesische Mittelschicht zahlenmäßig die der USA. Der Global Wealth Report 2015 der Schweizer Bank Credit Suisse zählt zur Mittelschicht einen Erwachsenen mit einem Vermögen zwischen 50.000 und 500.000 US-Dollar. Von den 319 Millionen Amerikanern gehören 92 Millionen zur Mittelschicht. In China sind es von über 1,3 Milliarden bereits 109 Millionen, die zur Mittelschicht zählen. Auch das frei verfügbare Einkommen steigt weiterhin an und erlaubt der Bevölkerung, mit Zugang zu Gold, zu investieren.
Laut Oxford Economics sollen bis 2025 die Haushalte mit einem Einkommen von 35.000 US-Dollar pro Jahr um 300 Prozent steigen. Das wäre ein Anstieg von aktuell 40 Millionen auf 160 Millionen Haushalte in der Mittelschicht. Zudem erwartet Credit Suisse, dass die Zahl chinesischer Millionäre bis 2020 um 74 Prozent auf dann 2,3 Millionen steigt. Der UBS und PricewaterhouseCoopers nach wird im Schnitt jede Woche ein Chinese zum Milliardär.
Das Land stellt bereits heute die größte Nachfrage nach physischen Gold. Und mit mehr Einkommen wird auch das Verlangen nach Gold steigen. Das macht China zu einem wichtigen Taktgeber auf dem Rohstoffmarkt. Anders als z.B. Indien hat China auch einen riesigen Export-Anteil am Weltmarkt, der es problemlos möglich macht, Gold zu importieren.
Palladium stärker als 2015
Auch die Nachfrage nach Palladium steigt. Der chinesische Verband der Automobilproduzenten hat für November 2016 einen Rekord der Autoverkäufe gemeldet. 16 Prozent mehr seien bereits im November verkauft worden im Vergleich zum gesamten Jahr 2015. Insgesamt 2,59 Millionen Autos. Die meisten Fahrzeuge verfügen über einen Benzinmotor, um die Umweltverschmutzung auszubremsen. In diesen sind Katalysatoren verbaut, für die vor allem Palladium genutzt wird.
Jedoch muss sich auch die Mittelschicht der Wirtschaft und der Politik unterwerfen. Im Dezember liefen Steuerbegünstigungen aus und somit können die Autoverkäufe für 2017 deutlich rückläufig sein. Ebenso kann sich die wirtschaftliche Situation verschärfen, sollte es mit den USA zu keinem Handelsabkommen kommen.
Trump kann Handelskrieg auslösen
Im Dezember warnte Vize-Finanzchef Zhu Guangyao die USA vor dem Ernstfall. „Wir hoffen, dass es dazu nicht kommt. Sonst könnten beide Länder Schaden nehmen. China wird geeignete Schritte unternehmen, um einen möglichen Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten zu bewältigen.“ Begründet sind die Aussagen mit Donald Trumps Drohungen. Unter anderem will er die Chinesen als Währungsmanipulator offenbaren und chinesischen Importen 45 Prozent Einfuhrzölle auferlegen, um die eigene Wirtschaft zu stärken.
Drastischen Weg eingeschlagen
Wohin die wirtschaftliche Beziehung mit den Asiaten gehen soll, zeigt die Personalie Peter Navarro. Dieser wurde zum Chef des eigens gegründeten Nationalen Handelsrates im Wirtschaftsministerium ernannt. Er fungiert als Trumps ökonomischer Chefberater und arbeitete dessen Wirtschaftsprogramm aus. Außerdem ist der bisher politikunerfahrene Ökonomieprofessor der Universität of California in Irvine Buchautor. Seine Bücher thematisieren die chinesische Handelspolitik und tragen Titel wie „Death by China“. Ein deutliches Zeichen gegen die Wirtschaft des bevölkerungsreichsten Landes.
Peter Navarro ließ es sich aber nicht nehmen, auch Mexiko und Deutschland zu kritisieren. Laut Navarro wird der deutlich unterbewertete Euro von Deutschland genutzt, um die USA auszubeuten.
Navarros Film imponiert Trump
Sein Werk Death by China ließ Navarro verfilmen. Diesen sah Donald Trump und war von Navarros Auffassungen begeistert. Im deutschen Titel heißt der Film „Die Welt im chinesischen Würgegriff“. In diesem fliegen chinesische Kampfjets über eine amerikanische Flagge und werfen Bomben ab, metaphorisch als Waffen der Jobzerstörung. Ein weiteres Buch Navarros trägt den Titel „The Coming China Wars“.
Navarros Vorwürfe
Er wirft dem vom Boom geprägten Land unter anderem vor, seine Arbeitskräfte zur grenzenlosen Lohnsklaverei für ausländische Konzerne anzubieten. Auch die Umwelt wird für Produktionen außer Acht gelassen. Patente werden im Ausland geklaut und Waren kopiert. Importe werden durch Zölle behindert, Exporte durch Subventionen vorangetrieben. Die ausländische Wirtschaft wird ausspioniert und die eigene Währung manipuliert. Navarros grundlegende wirtschaftliche Thesen werden von Experten und Verbänden geteilt. Aber für diese Thesen braucht man kein Wirtschaftsspezialist sein. Denn der 67-jährige wird in Wirtschaftskreisen als Verschwörungstheoretiker und militanter China-Gegner angesehen, dessen andere Behauptungen über Länder außerhalb der USA als unrealistisch und übertrieben abgestempelt werden. Navarro macht deutlich, dass er gegen den Freihandel ist und alle Importe in die USA stoppen wollen würde.
China als Kriegsgegner
Navarro steht für Isolation und sieht den Grund für Amerikas Krisen bei den Chinesen. Ebenso befürchtet er, sie würden sich durch dessen wirtschaftliche Handlungen zur Militärmacht hoch wirtschaften und die USA nieder drängen. Somit will Navarro selbst aufrüsten. Die Asiaten sollen zurückgedrängt werden und die USA wirtschaftlich und militärisch unangefochten an der Spitze stehen. Er will Chinas Aufstieg verhindern und sieht im Handel mit dem Gegner keine Win-Win-Situation für beide, sondern nur einen Gewinner und einen Verlierer.
Die Chinesen hingegen setzen weiter auf den Freihandel. Staatschef Xi Jinping appellierte im Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar gegen die Abschottung. Sollte Navarro den harten Weg gehen wollen und von Trump unterstützt werden, droht nicht nur ein Handelskrieg, sondern weitere Eskalationen. Die Ernennung von Peter Navarro, dem laut Trump „visionären Ökonomen“, war nicht die einzige Tatsache, die Peking bereits im Vorfeld der Amtseinführung Trumps verärgert haben muss.
Trump provoziert Peking
Noch vor Trumps Antritt als Präsident fühlte sich Peking durch sein Telefonat mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing Wen provoziert. Donald Trump kritisierte die Ein-China-Politik. Peking sieht Taiwan als chinesische Provinz an und will Taiwan enger an sich binden. Die chinesische Politik gegenüber Taiwan wurde von amerikanischer Seite seit Abbruch der Beziehungen zu Taiwan 1979 von allen Regierungen stillschweigend respektiert. „Still“ und „schweigend“ sind jedoch keine Attribute, die man dem amerikanischen Präsident zuschreiben kann.
Südchinesisches Meer im Fokus
Auch auf militärischer Ebene überwirft sich der Präsident mit der chinesischen Regierung. So warf Trump der Regierung vor, sich im südchinesischen Meer mit einen „gewaltigen Militärkomplex“ aufzurüsten. Das chinesische Militär beschlagnahmte darauf hin eine amerikanische Unterwasserdrohne. Amerika erklärte es handelte sich um eine Drohne zu Forschungszwecken, China befürchtet Spionage. Die Chinesen beanspruchen weite Teile des südchinesischen Meeres für sich, während die USA und andere Staaten im asiatischen Raum freie internationale Seerouten verlangen. In der Meeresregion werden Rohstoffvorkommen vermutet. Der neue Verteidigungsminister James Mattis schlug bereits vor, das amerikanische Militär im südchinesischen Meer auszubauen. Die amerikanisch-chinesische Beziehung ist gereizt. Politisch und wirtschaftlich.
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