Bundesbank schneller als erwartet
Nach Druck aus der Öffentlichkeit hatte die Bundesbank (Zentralbank Deutschlands) 2012 mitgeteilt, innerhalb von acht Jahren mindestens die Hälfte der deutschen Goldreserven in Deutschland aufzubewahren. Die Verlagerung ging nun schneller vonstatten als erwartet. „Mehr als drei Jahre vor dem Termin wird sie in diesem Jahr umgesetzt“, sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele in Frankfurt.
Großer Teil bleibt in New York
2016 holte die deutsche Zentralbank weitere 216 Tonnen des Edelmetalls aus ihren Beständen in New York und Paris nach Frankfurt. Vor dem Regierungswechsel in den USA erfüllte die Bundesbank ihr selbstgestecktes Ziel, 300 Tonnen von der Federal Reserve Bank (FED) nach Deutschland zu bringen. „Die Goldverlagerung aus New York wurde im vergangenen September erfolgreich abgeschlossen“, sagte Thiele. Weitere 1.236 Tonnen bleiben in New York. Das Konzept wird auch nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump nicht geändert. „Wir arbeiten vertrauensvoll mit der Fed zusammen“, erklärte Thiele.
Der Bundesbank nach liegen derzeit 1.619 Tonnen (47,9 Prozent des deutschen Goldschatzes) in inländischen Tresoren. Ingesamt belaufen sich die weltweiten Goldreserven Deutschlands auf 3.378 Tonnen. „Weitere Verlagerungen wird es nicht geben“, sagte Thiele. Das gelte auch für die Bestände in den USA. Die andere Hälfte verbleibt bei den Partnernotenbanken Federal Reserve Bank in New York, wo dann 37 Prozent lagern werden, und bei der Bank of England in London, die 13 Prozent der deutschen Goldreserven verwahren wird. In Frankreich wird künftig kein Gold mehr gelagert.
Hintergrund
Der Vorgänger der Bundesbank, die Bank deutscher Länder, baute ab 1951 erste Goldreserven auf. Während des Wirtschaftswunders nach dem zweiten Weltkrieg wuchs der deutsche Goldschatz stark an. Durch den starken Export deutscher Waren, wurde bei der FED Gold anstelle von US-Dollar gefordert. „Das Gold ist dort entstanden, es wurde nie dorthin gebracht“, erläuterte Thiele. Als dann der kalte Krieg die Welt bedrohte, wollte man bewusst Gold außerhalb Europa lagern und vor möglichen Währungskrisen gewappnet sein.
2012 beanstandete der Bundesgerichtshof, die Bank mit Hauptsitz in Frankfurt habe das im Ausland gelagerte Gold weder „körperlich aufgenommen, noch auf Echtheit und Gewicht geprüft“. Man forderte regelmäßige Stichproben. Die Bundesbank begann daraufhin 2013 mit der Umlagerung ihrer Bestände. Seit 2015 listet sie öffentlich einsehbar auf 2.400 Seiten jeden einzelnen Goldbarren auf. Mit mehr als 270.000 Barren gelten die deutschen Goldreserven als zweitgrößter Bestand der Welt nach den USA. Ein einzelner 12,5 Kilogramm Barren ist derzeit etwa 470.000 Euro wert.
Transport und die notwendige Umschmelzung einiger Barren kosteten bisher 6,9 Millionen Euro. Hinzu kommen geschätzte 500.000 Euro für die restlichen Barren in diesem Jahr.