Bargeldabschaffung: Feldversuch in Kleve gescheitert

Die Bargeldabschaffung von 1- und 2-Cent-Münzen ist seit langem ein Thema. In Kleve wurde seinerzeit ein Feldversuch gestartet, der nun offensichtlich gescheitert ist.

Vor zwei Jahren wurde im niederrheinischen Kleve ein medial viel beachtetes Projekt ins Leben gerufen. Der erste deutsche Feldversuch einer Bargeldabschaffung von Kupfermünzen. „Geehrte Kunden, wir runden“, hieß es oder besser gesagt, klebte es fortan an den Geschäften in der Kleinstadt nahe der niederländischen Grenze. Teilnehmende Händler haben somit auf den nächsten Fünf-Cent-Betrag auf- oder abgerundet. So wie es schon in Finnland, Belgien oder den angrenzenden Niederlanden bereits praktiziert wird. Die Deutschen scheinen davon nicht sonderlich überzeugt zu sein, wie das Ergebnis des Versuchs deutlich zeigt.

Zur alten Zahlungspraxis zurückgekehrt

„Leider ist das Projekt sprichwörtlich im Sande verlaufen“, sagte Klaus Fischer, einer der Initiatoren gegenüber der Frankfurter Allgemeine Zeitung. „Wir in unserem Geschäft praktizieren die Rundungspraxis weiter – aber die meisten Geschäfte sind wieder zur alten Zahlungspraxis zurückgekehrt.“

Schnell wurden die Schlangen beim Einkaufen länger, wenn der Verkäufer immer wieder erklären musste, warum denn nun gerundet wird. Auch die Händler machten sich Gedanken, wie man es dem Fiskus erklärt, dass womöglich zu wenig oder zu viel Geld in den Kassen ist, als es eigentlich sein sollte. Ebenso soll die Kassentechnik nicht immer mitgespielt haben. Ein Versuch dem Projekt im Sommer 2017 neues Leben einzuhauchen, blieb erfolglos.

Bargeldabschaffung auf Kosten der Bürger

Letztlich ausschlaggebend auf Kundenseite war wohl eine Studie der Hochschule Rhein-Waal. Das Ergebnis dieser besagte, dass zwar 80 Prozent die Aktion gutheißen, die Kunden jedoch durch das Runden je Einkauf 0,71 Cent mehr zahlten. Verständlicherweise der Todesstoß für „Geehrte Kunden, wir runden“. Auch bei der Splendid-Umfrage, von der wir kürzlich berichteten, war die Mehrheit für die Abschaffung von 1- und 2-Cent-Münzen. Doch die Umsetzbarkeit lässt wohl noch auf sich warten. Besonders, wenn der Bürger Mehrkosten tragen muss. Für eine gänzliche Bargeldabschaffung sind dagegen kaum welche. Lediglich 13 Prozent der Befragten waren für die Abschaffung von Bargeld.

Bundesbank hält an Kupfergeld fest

Die Deutsche Bundesbank hatte bereits zu Beginn der Aktion von einem „Marketing-Gag“ gesprochen. Bundesbankpräsident Jens Weidmann sagte nach dem Start: „In der deutschen Bevölkerung besteht der Wunsch, an den Kleinmünzen festzuhalten“. Resümierend sagte der Leiter des Zentralbereichs Bargeld, Stefan Hardt im Juni 2017 zur dpa: „Obwohl Italien aktuell plant, 1- und 2-Cent-Münzen nicht mehr in Umlauf zu geben, sind die Kleinmünzen in vielen Ländern bei der Bevölkerung weiterhin beliebt.“ Die Produktion von Kupfergeld steigt sogar.

Titelbild: maxpixel


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