Einer neuen Umfrage nach haben mehr als ein Viertel der Deutschen keine Ersparnisse angehäuft. Oder können es nicht. In Zeiten der steigenden Altersarmut sind auch die Pläne der neuen Regierung nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
27 Prozent der Deutschen haben keine eigenen Ersparnisse. Zu dem Ergebnis kam eine Umfrage unter 1.001 in Deutschland Lebenden im Auftrag der ING-Diba. 12 weitere europäische Länder, sowie Australien und USA wurden befragt. Nur in Rumänien (35 Prozent) war das Ergebnis noch schlechter. Die meisten Sparer gibt es in Luxemburg. Dort verfügen nur zwölf Prozent über keine Ersparnisse. „Das weitverbreitete Bild der Sparnation Deutschland kann diese Studie wahrlich nicht bestätigen“, so Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING-DiBa. „Es sollte zu denken geben, dass Deutschland trotz starkem Wirtschaftsaufschwung einen der höchsten Anteile von Verbrauchern ohne jegliche Rücklagen aufweist“. In Zeiten der steigenden Altersarmut würden sicherlich mehr Deutsche sparen, wenn sie es sich leisten könnten. Von der blühenden Konjunktur spürt der Einzelne wenig.
Altersarmut: Im Osten wird am wenigsten gespart
Besonders viele können in Hamburg und im Saarland sparen. In beiden Bundesländern müssen nur 14 Prozent ohne Ersparnisse auskommen. Die wenigsten Sparer gibt es in Thüringen. Nur 44 Prozent können sparen. Die, die es können, haben große Rücklagen. Unter denjenigen Befragten, die Angaben zur Höhe ihrer Ersparnisse machten, haben fast 49 Prozent der Deutschen mehr als 15.000 Euro gespart, was im europäischen Vergleich Platz 4 bedeutet. Wenn die Ersparnisse in Relation zum Nettoeinkommen gesetzt werden, liegt Deutschland noch weiter vorne: Über die Hälfte der deutschen Sparer verfügt über ein Sparvermögen von vier oder mehr Nettogehältern, mehr als in jedem anderen europäischen Land, so die Studie.
Besonders Frauen betroffen
Für die Armen ist an Sparen nicht zu denken. Die Altersarmut steigt. Und daran werden die Pläne der neuen Regierung leider nichts ändern. Die Armut bei in Deutschland lebenden Menschen hat ab 65 Jahren im Vergleich zu allen anderen Altersgruppen in Deutschland im Zeitraum von 2005 bis 2016 am stärksten zugenommen. Besonders Frauen sind von der Altersarmut gefährdet. Sie verdienen im Berufsleben weniger als ihr männliches Pendant und legen die Karriere auf Eis oder arbeiten in Teilzeit, um sich auf die Kindererziehung zu fokussieren. „Politische Maßnahmen wie das Ehegattensplitting und die „Herdprämie“ fördern auch noch den Ausstieg aus der Erwerbsarbeit auf Zeit. Im Alter zahlen die Frauen den Preis. Wenn sie in jüngeren Jahren auf die Ehe setzten und nun nach einer Scheidung das zweite Alterseinkommen fehlt, sind sie die Leidtragenden.“, schreibt die Zeit.
Das Rentenniveau sinkt stetig, die Mieten und Lebenshaltungskosten steigen. Die Politik ist gefragt. Doch antwortet sie (mal wieder) mit Peanuts. Die Rente war natürlich großes Thema bei den GroKo-Verhandlungen. Doch die Einigung, die als Erfolg dargestellt werden soll, ist nichts weiter als ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Rentenniveau, Grundrente, Mütterrente
Das Rentenniveau soll nicht unter 48 Prozent sinken (die Inflation wird beziehungsweise soll aber weiter steigen). Die Einführung einer Grundrente sorgt für zehn Prozent mehr Grundsicherung für Menschen, die 35 Jahre eingezahlt haben, Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt haben (und es nachweisen). Bei der Mütterrente erhalten Mütter von drei Kindern, die vor 1992 geboren wurden, um die 90 Euro mehr Rente. Das wird allerdings nur ein Viertel aller zukünftigen Rentnerinnen sein. 75 Prozent aller vor 1992 gewordenen Mütter haben „nur“ ein oder zwei Kinder geboren. Der GroKo-Rentenplan wird 2019 dennoch 3,7 Milliarden Euro kosten.
Die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach, fordert, die Kosten nicht über die Rentenbeiträge, sondern über die Steuer zu finanzieren, denn: „Bei der beschlossenen Verbesserung von Kindererziehungszeiten handelt es sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“
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