
Letzte Woche kam eine Kundin, die nach ihrer Erzählung einen Goldbarren eines Geschäftspartners in Zahlung genommen hatte. Die Fälschung des Barrens fiel bereits im Kundengespräch auf. Anhand dieses Beispiels möchte wir jedoch auf verschiedene Aspekte von Fälschungen und den Problemen eingehen, die sich für Privatkunden oder Endverbraucher durch gefälschte Goldbarren ergeben können.
Wie es häufig der Fall ist, konnte im Kundengespräch leider nicht geklärt werden, woher der uns angebotene Barren nun ursprünglich stammte.
Mit dem juristisch verklausulierten Begriff des Gesetzbuches „in den Verkehr bringen“ ist vermutlich die gewerbliche Aktivität gemeint. Der Privatanbieter sollte jedoch nicht grundsätzlich davon ausgehen das nicht auch bereits das Anbieten an einen Goldankäufer oder den Edelmetallhandel gemeint sein kann. Die Eigenschaften eines Schmuckstückes mit den Punzierungen für den Goldgehalt wie 333, 585, 750 oder ähnlich, genauso wie die Prägungen auf einem Goldbarren in Bezug auf Hersteller, Feingehalt und Gewicht sind auch für den Endverbraucher an dieser Stelle bindend. Dieser Hinweis ist besonders mit dem Verweis auf private Verkäufe bei Ebay oder anderen Online-Plattformen wichtig.
Nun möchten wir zum gefälschen Goldbarren kommen:

Es handelt sich um einen gefälschten Barren der bekannten Perth Mint, Australien. Dieses Stück soll eine Feinunze (31,1g) Gold enthalten und wird in dieser Form und Größe mit der entsprechenden Verpackung, wie hier gezeigt, auch als Original angeboten. Auf der Rückseite findet sich der Namensgeber dieser Barren, das Känguruh. Bekannt sind diese Fälschungen des Perth Mint Känguruh seit 2015, damals noch in einem schwarzen Kunststoff-Blister verpackt. Die hier aufgetauchten Barren im grünen Kunststoff-CertiCard-Blister tauchen seit 2017 auf.
Im professionellen Edelmetallhandel hält diese Fälschung bereits einer Sichtprüfung nicht stand. Der Barren ist, auch in seiner Verpackung, bereits zu „dick“. Der Laie wird dies aber nicht erkennen, da ihm der Vergleich und die Erfahrung mit den echten Stücken fehlt. Besonders in seiner Verpackung ist das auch dem geschulten Auge nur im Vergleich mit anderen, echten Barren und mit viel Arbeitserfahrung erkennbar.
Die Fälschung ist sehr professionell ausgeführt und deshalb sicherlich kommerziell erfolgreich. Der angesprochene Kundenkreis, nämlich Endverbraucher, die an kleineren Goldstücken Interesse haben, wird gern zu dieser Größe greifen, weil die angebrachte CertiCard-Verpackung Sicherheit suggeriert. Das CertiCard-System funktioniert über ein Einschweiß-System, das Fälschungssicherheit gerade garantieren soll und dazu noch recht teuer ist. Die Verpackung ist aus 2 Kunststoff-Schalen gestaltet, die im CertiCard-Gerät verschweisst werden und kostet ca. 2-4 Euro pro Stück. Der Verpackungsaufwand ist damit teurer als das gefälschte Stück darin.

Das kleine Detail, dass die Zertifikatsnummer auf der Verpackung auf dem Barren nicht zu finden ist, mag vielleicht den ein oder anderen schon vom Kauf abhalten. Aber das äußere Finish mit mattierenden und glänzenden Elementen des Barrens entspricht schon sehr schön den Originalen der Perth Mint.
Der Barren, seiner verkaufsfördernden Verpackung entnommen, wiegt dann leider nicht genau 31,1g, sondern geringfügig weniger. Auch hier: Der erfahrene Edelmetallhändler schöpft gleich Verdacht, das kommt normalerweise nicht vor. Jemand, der keine geeichte, zuverlässig wiegende Waage sein Eigen nennt, mag die Gewichtsdifferenz sogar einem Wiegefehler zu schreiben. Ein RFA-Scan kann die Messinglegierung der Fälschung innerhalb weniger Minuten entlarven, sogar ohne die Verpackung zu beschädigen.
Aber die Verpackung ist Endverbrauchern inzwischen übermäßig wichtig, wie es uns scheint.

Der gewerbliche Edelmetallhandel tut sein Übriges dazu, denn es gibt Edelmetallhändler, die nur für originalverpackte Barren ihrer eigenen Herstellung den beworbenen und höchsten Ankaufspreis zahlen. Kunden sind also aktiv dazu angehalten, ihre Barren nicht selbst zu prüfen. Es wird sogar durch diese Preispolitik vermittelt, dass es wertvolle und weniger wertvolle Feingoldbarren gibt – obwohl doch der Rohstoff gerade das preisbestimmende Produkt sein soll und es eigentlich unerheblich sein müsste, welcher Hersteller und welche Verpackung genutzt wird.
Wir finden, dies ist wieder ein schönes Beispiel dafür, dass im Edelmetallhandel eben nicht alles Gold ist, was glänzt. Der Preiskampf im Handel fördert teilweise absurde Verhaltensweisen, die das Risiko für unentdeckte Fälschungen eher erhöhen, als verhindern. Deshalb unser Appell an Kunden und Kollegen: Kaufen und verkaufen Sie sicher und seriös. Der Schaden, der durch Fälschungen entsteht, ist wesentlich höher, als die wenigen Euro an Gewinnmarge, die der eine dem anderen nicht gönnen mag.
Kaufen Sie bei Fachbetrieben, nicht bei Online-Versandiganten bei dem sich viele suspekte Anbieter herumtreiben.