Silbermünze-Faelschung-20Reales-1859-Isabell

…Ist das nicht kurios? Die spanische Silbermünze 20 Reales mit dem Konterfei von Isabell II sollte eigentlich aus 900‰ Silber bestehen. Ja, mit ihren 26 Gramm Münzgewicht ist die historische Silbermünze unter Berücksichtigung des aktuellen Tageskurses von Feinsilber ca. 17,- Euro wert. WER fälscht denn sowas? Man vermutet es nicht, aber dennoch werden solche Münzen immer wieder aus beispielsweise Nickel hergestellt und als Original 20 Reales an ahnungslose Münzensammler verkauft.

Woran erkenne ich die 20 Reales Fälschung?

Wenn man eine echte, sehr schön erhaltene silberne Umlaufmünze um 1850 in den Händen hält, dann sind mit Sicherheit minimale oberflächliche Kratzer zu sehen. Je nach Lagerung auch Patina. Selbst wenn die Münze kaum genutzt wurde, weil sie bis dato vergraben war, wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht luftdicht vergraben worden sein. Es sind daher unterschiedliche „Alterserscheinungen“ möglich.

Schaut man sich jetzt die Details auf der Münze an, nimmt man als erstes die Umschrift unter die Lupe. Dazu muss man sich vorstellen, wie um 1850 Münzen geprägt wurden. Die Buchstaben der Umschriften bestanden zu 95% aus Serifenschriften. Die einzelnen Buchstaben stehen minimal erhaben von der restlichen inneren Münzoberfläche nach oben. An den Buchstabenkanten verlaufen die Seiten gerade hoch und flachen oberhalb der Buchstaben gerundet ab. Es gibt keinen rechten Winkel innerhalb der Buchstabenkanten. Die Buchstaben sehen ziemlich akkurat aus, sie „schwimmen“ nicht in der Münze. Schaut man auf andere Details des eigentlichen Münzbildes, wie z. B.auf die feinen Haarlinien der 20 Reales Münze von Isabell II, dann mögen sie abgenutzt und abgegriffen sein, aber sehr detailverliebt auf der Haaroberfläche aufgebracht.

Bei Fälschungen verschwimmen sowohl Buchstaben als auch feine Linien der Haare, filigrane Linien auf Blättern und Gesichtskonturen. Es hebt sich alles nicht gut von der Münzoberfläche ab und die einzelnen Buchstaben sind unsauber aufgebracht.

Widmet man sich dem Münzrand, und stellt fest, dass dieser nicht glatt ist, sondern das auch dort eine Inschrift oder Symbole aufgebracht sind, hat man ein weiteres Prüfkriterium. Bei den 20 Reales sind es die drei Worte: LEY | PATRIA | REY. Im Original verlaufen die drei Worte in sehr sauberer feiner Serifenschrift an der mittleren oberen Kante. Sie rutschen nicht nach unten weg, sie sitzen nicht schief und sie bilden alle drei eine Horizontale. Bei Fälschungen setzt jedes Wort gern in unterschiedlicher Höhe an. Oft fallen die unteren Buchstabenfragmente wie z. B. beim E der unterste Balken komplett weg. Diesbezüglich sind wir der Ansicht: Übung macht den Meister! Man muss allerdings schon Originale in der Hand gehabt haben, um überhaupt Fälschungen erkennen zu können.

Das Münzgewicht kann auch bei geringfügiger Abweichung auf Fälschungen hinweisen, Höhe (Dicke) der Münze und der Durchmesser auf mm genau, kann ebenfalls ein Hinweis auf Fälschungen sein. Es sind also nicht nur optische Merkmale, die unkorrekt aufgebracht sind, sondern auch andere Angaben, die man prüfen kann. Jedoch gibt es auch Silbermünzen, die nicht so exakt gefertigt wurden und auch von Haus aus kleine Abweichungen haben können, sogar beim Gewicht – es ist eben nur Silber. Das macht es für Laien ohne weitere technische Möglichkeiten wirklich schwierig.

Prüfverfahren wie Dichtebestimmung, Ultraschallprüfung, Prüfung der Leitfähigkeit des Metalls und RFA (Röntgenfluoreszenzanalyse) sind zuhause auf Grund mangelnder Prüfgeräte vermutlich nicht möglich, das kann ein professioneller Münzhändler oder eine Scheideanstalt für Sie durchführen.

Lohnt sich das Fälschen von Silbermünzen überhaupt?

Ja, das lohnt sich, es gibt in Fernost unsagbar viele Fälscherwerkstätten. Nachdem die Münzen, meistens größere Silbermünzen oder gern auch Silberbarren angefertigt wurden, werden sie von professionellen Verkäufern, im Klartext professionellen Kriminellen, im großen Stil auf den gängigen Onlineportalen angeboten. Es geht den Fälschern nicht um eine Münze, die Masse macht es. Heutzutage werden ja nicht nur Schuhe im Internet gekauft 🙂 sondern auch immer mehr Edelmetall. Auf Plattformen wie Ebay und Co hoffen Käufer darauf Schnäppchen zu machen. Mit einem selbst ausgedruckten Zertifikat sieht die 20 Reales Fälschung gleich ganz anders aus. Zusätzlich zum Materialwert in Höhe von besagten 17 Euro kommt natürlich ein Sammleraufschlag dazu, bei dieser Münze bewegt sich der Preis eigentlich zwischen 150 und 200 Euro derzeit. So eine alte Münze gibt es nicht so oft mit Zertifikat, auch der Versand ist nicht gerade ein Schnäppchen. Wenn man schon Versandgebühr zahlen muss, dann kann man auch gleich mehrer Münzen kaufen, da lohnt sich das wenigstens. Und schon hat man dem Verkäufer eine große Freude gemacht.

Ein Rechenexempel:

Eine echte 20 Reales bringt 26 Gramm Münzgewicht bei 900‰ Feinsilber auf die Waage, am heutigen Tageskurs 17,- Euro Materialwert. Den historischen Sammlerwert lassen wir mal außer Acht.
Eine gefälschte 20 Reales bringt 26 Gramm Münzgewicht bei 900‰ Nickel auf die Waage. Einen Sammlerwert für Fälschungen gibt es im Münzbereich noch nicht (bei Bildmalerei inzwischen ja schon!).
1 Kilo Nickel kostet 16,30, 1 Gramm kostet dann 0,0163 Cent. Der Materialwert der Münze liegt bei 23 Cents. Der Abverkauf bei 23,- Euro. Pro Münze wird also ein vielfacher Gewinn des Materialpreises erzielt. Arbeitskräfte in Fernost sind billig… Für Kriminelle lohnt es sich also auch, 26g leichte Silbermünzen zu fälschen, vor allem, wenn dann der Kaufwunsch aufgrund des Sammler-Hintergrunds dazu kommt. Wenn man sich ausrechnet, wie hoch der Verdienst bei 100.000 solcher Münzen ist.. kann man sich vorstellen, daß es ganze Münzfälscherbanden gibt, die alle nicht schlecht leben von ihrer Gaunerei.

Edelmetalle, ob Silber oder Gold, ob Münzen oder Barren kauft man am besten von zertifizierten Händlern oder direkt bei renommierten und eingesessenen Münz- und Edelmetallfachbetrieben wie der Norddeutschen Edelmetall Scheideanstalt.

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